Empowerment
Was heißt Empowerment?
Das englische Wort Empowerment heißt übersetzt soviel wie „Selbst-Bemächtigung“ oder „Selbst-Befähigung“. Geprägt wurde Empowerment durch die Schwarze 1(Wir schreiben „Schwarz“ in diesem Zusammenhang groß, um zu verdeutlichen dass es nicht wirklich darum geht welchen Farbton genau die Haut einer Person hat, sondern um eine sozial konstruierte Gruppe) Bürgerrechtsbewegung und die Selbsthilfebewegungen in den USA. Das Konzept wurde aber auch in feministischen Bewegungen und in antikolonialen Befreiungsbewegungen genutzt 2(vgl. Farrokhzad 2019: 14).
Woher kommt Empowerment?
Der Ursprung von Empowerment ist eindeutig ein politischer, bei dem es um strukturell benachteiligte Gruppen geht. Dazu zählen zum Beispiel Menschen, die von Rassismus, (Hetero-)Sexismus 3(Das Wort Heterosexismus bezeichnet die Diskriminierung von Menschen die homosexuell, inter*- oder transgender sind oder nicht den gängigen Geschlechterklischees entsprechen. Weiterlesen im IDA Glossar) oder Armut betroffen sind.
„Selbst“, also der erste Teil der deutschen Übersetzung, zeigt, dass Menschen aus sich selbst heraus Stärken und Ressourcen entdecken und für ihre eigenen Rechte kämpfen. Von außen können Empowerment-Prozesse zwar angeregt oder unterstützt werden, aber Empowerment kann man nur für sich selbst oder als eine Gruppe erfahren.
„Power“, also Stärke, Kraft oder Macht zeigt, dass es nicht nur um ein individuelles Wohlfühlen geht, sondern auch um eine kollektive und strukturelle Ebene, auf der Handlungsfähigkeit und Selbstbestimmung (zurück-)gewonnen werden sollen. Es wird also nicht nur dafür gekämpft, dass es einer Person besser geht, sondern für eine Gruppe, die Diskriminierung zum Beispiel bei Wahlen, im Bildungssystem oder auf dem Arbeitsmarkt erlebt.
Wie geht Empowerment?
Ein Grundelement der Empowerment-Arbeit sind geschützte Räume. Darin kommen Menschen zusammen, die ähnliche Erfahrungen in ihrem Leben gemacht haben und von den gleichen Unterdrückungsmechanismen betroffen sind. Dort ist dann ein Austausch möglich, bei dem Erleben und ihre Gefühle weniger in Frage gestellt werden. Ein weiteres Element können beispielsweise biografische Methoden sein, bei denen erarbeitet wird, an welchen Stellen Rassismus, Antisemitismus oder (Hetero-)Sexismus das eigene Leben geprägt haben. Im Fokus steht dabei, welche Fähigkeiten und Bewältigungsmechanismen dagegen geholfen haben. Andere Methoden zielen auf den Ausdruck solcher Erfahrung zum Beispiel durch kreatives Schreiben oder politisches Theater. Wie so oft gibt hier jedoch auch kein Patentrezept, was für wen empowernd wirkt.
Was sind mögliche Fallstricke oder Kritik?
Das Konzept Empowerment findet in Deutschland immer mehr Verbreitung und wird auch zunehmend in professionellen Kontexten, wie der Sozialen Arbeit, genutzt. Im dem Fall ist das Ziel nicht in erster Linie sich selbst sondern Andere zu empowern. Chernivsky und Friedrich geben zu bedenken, dass dabei die Balance zwischen „stärkenden Formaten“ und „entmündigenden Hilfsangeboten“ ein besonders schmaler Grad sein kann 4(vgl. Chernivsky und Friedrich 2015: 49).
Außerdem besteht die Gefahr, dass der Schwerpunkt hier eher auf einem „Fit machen“ für die Gesellschaft als auf eine Veränderung der Gesellschaft abzielt. Damit gerät das ursprüngliche Ziel von Empowerment aus dem Blick. Eine weitere Schwierigkeit kann sein, dass nicht klar ist, wer eigentlich wen empowern will oder kann. Beispielweise, wenn in ein Projekt Jugendliche mit Rassismuserfahrungen stärken will, die Mitarbeiter:innen des Projekts jedoch nie selbst Rassismus erlebt haben. Nicht-Betroffene können hier Ressourcen bereitstellen, indem sie zum Beispiel Austauschräume schaffen und Empowerment-Trainer:innen einladen, sie sollten jedoch nicht selber teil dieser Räume sein.
Zum Weiterlesen
- Gegenpol-Expertise von Schahrzad Farrokhzad: Empowerment junger Menschen mit (zugeschriebenem) Migrationshintergrund im Spannungsfeld von Othering und Selbstermächtigung.
- Amadeu Antonio Stiftung: „Einen Gleichwertigkeitszauber wirken lassen …“ Empowerment in der Offenen Kinder- und Jugendarbeit verstehen.
- Verband binationaler Familien und Partnerschaften: 3-2-1-Mut! Das Abenteuer Empowerment.
- Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland: Antisemitismus und Empowerment. Perspektiven, Ansätze, Projektideen.
Quellen
Chernivsky, Marina/Friedrich, Christiane (2015): Empowerment. Überlegungen zu einem politischen Begriff. In: Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland e.V. (Hrsg.): Antisemitismus und Empowerment. Perspektiven, Ansätze, Projektideen. Link zur Publikation (letzter Aufruf: 01.02.2022)
Farrokhzad, Schrahrzad (2019): Empowerment junger Menschen mit (zugeschriebenem) Migrationshintergrund im Spannungsfeld von Othering und Selbstermächtigung. Link zur Publikation (letzter Aufruf: 01.02.2022)