Projekttage zur Prävention gegen Rechtsextremismus
Die Methode „Projekttage zur Prävention gegen Rechtsextremismus“ wurde von Deto e. V. im Modellprojekt „INTEGROS“ im Rahmen des Bundesprogramms „VIELFALT TUT GUT.“ angewendet. Hintergrund des Modellprojekts war die Beobachtung, dass sich in Stadt und Landkreis Osnabrück rechtsextremistische und fremdenfeindliche Gruppierungen zunehmend straffer organisierten und ihre Öffentlichkeitsarbeit ausbauten. Daraufhin entstand die Überlegung, dieser Entwicklung mit Blick auf die Jugendlichen vor Ort entgegenzuwirken. Insbesondere männliche Jugendliche aus bildungsfernen Schichten waren favorisierte Zielgruppe der rechtsextremen Gruppierungen, weil sie oft von Perspektivlosigkeit und sozialer Desintegration betroffen und entsprechend anfällig für Propaganda mit scheinbar leichten (ideologischen) Lösungen sind. U. a. mit ihren „Schulhof-CDs“ warb die NPD an Osnabrücker Haupt- und Berufsschulen ganz offensiv um diese Jugendlichen. Hier setzte das Modellprojekt INTEGROS an, um dem Vorgehen der rechtsextremen Szene entgegenzuwirken. Um das Abrutschen der Zielgruppe in die rechtsextreme Szene zu verhindern wurde ein integratives Konzept entwickelt, das rechtsextremistisch gefährdete Jugendliche dazu anregte werden, sich aktiv und konstruktiv mit gesellschaftlichen Problemen wie Fremdenfeindlichkeit und Gewalt auseinandersetzen. Da die Zielgruppe nicht vollumfänglich mit stetigen Kursangeboten gewonnen werden konnte, wurden ergänzend immer wieder Projekttage zu Einzelthemen durchgeführt, um den Interessentenkreis zu vergrößern, insbesondere auch um Lehrer/-innen in ihrer Funktion als Multiplikator/-innen.
Ablauf
Die Projekttage sollten das Thema Prävention von Rechtsextremismus mit Themen koppeln, die das Gros der Jugendlichen in der anvisierten Zielgruppe ansprechen. Im Zuge des Modellprojekts wurden zu den Themen Jugendkultur, Verständigung und Toleranz, Menschenrechte, „Mit Fußball nicht im Abseits stehen“, Zivilcourage und Musik-/Kreativworkshop durchgeführt. Zwei dieser Projekttage sollen hier vorgestellt werden:
Der Projekttag für Verständigung und Toleranz wurde eintägig an einer Hauptschule für die achte und neunte Klasse anstelle des Regelunterrichts durchgeführt. Für die achte Klasse wurde in den ersten drei Unterrichtsstunden ein Workshop zum Thema Rechte Symbolik / Rechte Musik angeboten. Im Anschluss nahmen die Schüler an einer Maßnahme zur Gruppendynamik teil. Die Neuntklässler konnten zwischen drei Workshops mit anschließender Exkursion wählen, zum Thema Arbeitslager mit anschließendem Besuch des Arbeitslagers Augustaschacht, zum Thema Stolpersteine, mit anschließender Exkursion zu ausgewählten Stolpersteinen in Osnabrück oder zum Thema „Entartete Kunst“ mit anschließendem Besuch des Felix-Nussbaum-Hauses.
Der Projekttag Zivilcourage, ebenfalls eine eintägige Veranstaltung, richtete sich an alle Klassen der Hauptschule, also die Jahrgangsstufen 5 bis 10. Je nach Alter näherten sich die Klassen dem Thema unterschiedlich. So recherchierten beispielsweise die Fünftklässer im Duden zunächst eine Definition des Begriffs Zivilcourage und erarbeiteten dann eine alltagstaugliche eigene Definition. Anschließend wurden in allen Klassen Meinungsbilder zum Thema Gewalt erstellt.Schließlich erarbeitete jede Klasse eine Selbstverpflichtung mit Handlungsstrategien zum Thema Zivilcourage und Gewalt, die als Orientierung für das Miteinander im Schulalltag in den Klassenräumen ausgehängt wurde.
Gelingensfaktoren
In theoretisch-methodischer Hinsicht nutzte „INTEGROS“ den biographischen Ansatz. Ziel war, bei den Teilnehmenden ein Bewusstsein und ggf. Verständnis für andere biographische, kulturelle und soziale Kontexte zu fördern, welches durch die Zusammenarbeit der Jugendlichen in (Klein-)Gruppen noch weiter bestärkt wurde. Während der Durchführung des Projekts wurde explizit auf die Einbeziehung der Zielgruppe geachtet. Die Durchführungskonzeption wurde kontinuierlich erörtert und reflektiert (mithilfe eines internen Projektcontrollings, um beispielsweise bei sich abzeichnenden Schwierigkeiten frühzeitig entgegensteuern zu können) und integrativ in die curricularen Strukturen an den Umsetzungsorten eingebunden. Im Hinblick auf die Gestaltung der Projekttage wurden die spezifischen Interessen der Jugendlichen berücksichtigt. Eine stetige Vernetzung sowie ein kontinuierlicher Austausch zwischen den Kooperationspartnern trugen entscheidend zur erfolgreichen Umsetzung des Projekts bei. Alle Kooperationspartner nahmen regelmäßig an Koordinierungstreffen teil. Durch die Treffen, deren Inhalte bzw. Themenschwerpunkte bereits im Vorfeld geplant wurden, konnte ein intensiver und stetiger Kontakt (mit offenen Kommunikationsstrukturen) aufgebaut werden. Die Mitarbeiter/-innen der jeweiligen Projektstandorte trafen sich zusätzlich regelmäßig zu Planungen, Besprechung von „Problemfällen“, Methodik, Erreichen der Zielgruppe etc. Generell entscheidend war, alle Ebenen (von der Leitungsebene bis zur operativen Ebene) und alle Beteiligten einzubeziehen.
Lessons Learned
Personal- bzw. Lehrer/-innenwechsel während der Projektlaufzeit, insbesondere auf der operativen Ebene, stellten sich insofern als Herausforderung dar, als erst sämtliche Konzepte und Methoden etc. an die neu hinzugekommenen Personen vermittelt werden mussten. Daher sollte vermieden werden, Absprachen, Konzepte etc. ausschließlich mit einer einzelnen Personen abzustimmen und durchzuführen, sondern stets darauf geachtet werden, die übergeordnete Ebene sowie weitere an der Projektumsetzung beteiligte Personen einzubeziehen.