Ein- und Ausstiegsprozesse von Rechtsextremisten
Ein Werkstattbericht
Den von Reinhard Koch und Thomas Pfeiffer herausgegebenen Sammelband „Ein- und Ausstiegsprozesse von Rechtsextremisten“ publizierte die Arbeitsstelle Rechtsextremismus und Gewalt (ARUG) im Modellprojekt „Kompetente Konzepte für Demokratie und Toleranz“ im Rahmen des Bundesprogramms „VIELFALT TUT GUT.“. Trotz einer Fülle von präventiv-pädagogischen Projekten in den letzten Jahrzehnten wird in der schulischen politischen Bildung zu oft auf belehrende Wissensvermittlung gesetzt, die der ihrerseits mit Erlebnisangeboten ködernden rechtsextremen Szene zu wenig entgegensetzen kann. In der schulischen wie außerschulischen politischen Bildungsarbeit ist darüber hinaus die Einbeziehung rechtsextremistisch gefährdeter bzw. orientierter Jugendlicher ein Problem. Gehören sie zur anvisierten Zielgruppe, haben die Angebote zu oft belehrenden, aufklärerischen Charakter, der einen Zugang erschwert. Sind sie nicht die eigentliche Zielgruppe, werden sie meist nur als Störfaktor behandelt. So konnte nur wenig nachhaltige Wirkung im Themenfeld erzielt werden. Mit dem Projekt „Kompetente Konzepte für Demokratie und Toleranz“ setzte die ARUG hier an, um zu einer Verstetigung konzeptionell neuer Ansätze für die Arbeit mit rechtsextremistisch gefährdeten bzw. orientierten Jugendlichen beizutragen. Der Sammelband ist in diesem Kontext als Werkstattbericht aus dem Seminar „Einstiegs- und Ausstiegsprozesse von Rechtsextremisten“ entstanden.
_(Inhalt)_
Nach einem einleitenden Überblick von Thomas Pfeiffer zu Thema und Seminarkontext, greifen die studentischen Beiträge in zehn Portraitskizzen spezifische Beispiele von Ein- und Ausstiegsprozessen auf. Die Fallbeispiele entstammen zum größten Teil deutschsprachigen Autobiographien ehemaliger Rechtsextremisten sowie einem Interview, das die Teilnehmer/-innen im Rahmen des Seminars mit einem Aussteiger führen konnten. Die zentralen Thesen aus den Portraitskizzen fasst Pfeiffer in einem weiteren Artikel zusammen. Im zweiten Teil des Sammelbandes werden staatliche und nichtstaatliche Hilfs- und Beratungsangebote für Ausstiegswillige und deren Angehörige vorgestellt. Darüber hinaus erläutert Reinhard Koch Erfahrungen und Erkenntnisse aus der Beratungspraxis mit Angehörigen. Der Sammelband schließt mit einem Glossar und einem Literaturverzeichnis.
_(Verwendung als Impuls- / Begleitmaterial)_
Die Publikation versteht sich als Impuls für die Fragestellung in der pädagogischen Praxis nach dem „Warum?“ der Annäherung und des Reizes für Jugendliche an die rechtsextreme Szene. Die Beispiele in der Broschüre geben auch Hinweise auf mögliche Methoden für das Befördern von Distanzierung von und für einen Ausstieg aus der rechten Szene.