Sozialpädagogisches Modell-Curriculum „Bildungsmultiplikator/innen für Demokratie und Toleranz“
Die Broschüre zum Modellprojekt „Bildungsmultiplikatoren gegen rechts“ publizierte Camino gGmbH im Rahmen des Bundesprogramms „VIELFALT TUT GUT“. In vielen Regionen erschweren Desintegrationsprozesse Kindern und Jugendlichen aus bildungsfernen Familien den Zugang zu Kultur- und Bildungseinrichtungen und verhindern, dass junge Menschen an den Angeboten der formalen Bildung partizipieren. In der Folge wachsen insbesondere im ländlichen Raum in den Gemeinwesen oftmals keine demokratischen Akteure mehr nach. Faktoren wie die Abwanderung höher Qualifizierter begünstigen die Entstehung meist männlich dominierter, bildungsbenachteiligter Jugendmilieus mit tendenziell demokratiefeindlichen Strukturen, die grundsätzlich als rechtsextremistisch gefährdet gelten können. Um ein Abgleiten der Jugendlichen in solche Milieus zu verhindern, bedarf es neuer Konzepte, da die althergebrachten Institutionen demokratischer Kultur, wie beispielsweise Vereine und Bildungseinrichtungen gerade in strukturschwachen Regionen vielfach ihre Brückenfunktion verloren haben. Solche neuen Konzepte müssen im Gegensatz zur formalen Bildung an der Lebenswelt der Jugendlichen ansetzen, auf deren Eigeninitiative und Mitwirkung beruhen und dadurch Demokratie im Alltag erfahrbar machen. Hier setzte das Projekt an, indem es die Jugendlichen in die sozialen Netze einband und ihnen dadurch nicht nur Ressourcen für die eigene Lebensgestaltung erschloss, sondern ihnen zugleich ermöglichte, demokratische Verhaltensweisen konkret einzuüben und weiterzutragen.
Inhalt
Das sozialpädagogische Modell-Curriculum umfasst mehrere Module, die als Basis für die Entwicklung von Bildungsveranstaltungen für angehende Bildungsmultiplikator/-innen dienen sollen. Außerdem enthält es eine Beschreibung des Qualifikationsprofils der zertifizierten Bildungsmultiplikator/-innen. Die Qualifizierung wurde in enger regionaler Kooperation mit der ländlichen Jugendarbeit, der lokalen Schulsozialarbeit, freien Trägern der Jugendhilfe und den zuständigen Jugendämtern in den beteiligten Landkreisen Müritz und Havelland durchgeführt. Durch die Umsetzung des Curriculums zwischen 2007 und 2010 und deren Auswertung wurde das ursprüngliche Konzept fundiert und weiterentwickelt. Die Ergebnisse liegen nun in Form der Broschüre vor. Behandelt werden die theoretischen Grundlagen und Leitziele, es werden vielfältige Seminarangebote vorgestellt und konzeptionell die makro-, meso- und mikrodidaktische Ebene thematisiert.
Verwendung als Impuls- / Begleitmaterial
Die Broschüre kann als Impuls- bzw. Begleitmaterial eingesetzt werden. Allerdings gilt es, das Curriculum an die lebensweltlichen Bezüge der Teilnehmer/-innen anzupassen und gegebenenfalls entsprechend zu modifizieren. Entscheidend ist, dass bei der Umsetzung des Curriculums die konkrete Ausgestaltung in einem partizipativen Prozess gemeinsam mit den Jugendlichen vorgenommen wird.