INTEGROS
Das Modellprojekt führte Deto e. V. im Rahmen des Bundesprogramms „VIELFALT TUT GUT.“ durch. Hintergrund des Projekts war die Beobachtung, dass sich in Stadt und Landkreis Osnabrück rechtsextremistische und fremdenfeindliche Gruppierungen zunehmend straffer organisierten und ihre Öffentlichkeitsarbeit ausbauten. Daraufhin entstand die Überlegung, dieser Entwicklung vor allem mit Blick auf die Jugendlichen vor Ort entgegenzuwirken. Insbesondere männliche Jugendliche aus bildungsfernen Schichten waren favorisierte Zielgruppe der rechtsextremen Gruppierungen, weil sie oft von Perspektivlosigkeit und sozialer Desintegration betroffen und entsprechend anfällig für Propaganda mit scheinbar leichten (ideologischen) Lösungen sind. U. a. mit ihren „Schulhof-CDs“ warb die NPD an Osnabrücker Haupt- und Berufsschulen ganz offensiv um diese Jugendlichen. Hier setzte das Modellprojekt „INTEGROS“ an, um dem Vorgehen der rechtsextremen Szene aktiv zu entgegnen. Um das Abrutschen der Zielgruppe in die rechtsextreme Szene zu verhindern, wurde ein integratives Konzept entwickelt, das Jugendliche dazu anregte, sich aktiv und konstruktiv mit gesellschaftlichen Problemen wie Fremdenfeindlichkeit und Gewalt auseinanderzusetzen.
Ablauf
Neben der Hauptzielgruppe „männliche Jugendliche aus bildungsfernen Milieus mit Affinität zu Rechtsextremismus“ richtete sich das Projekt auch generell an Jugendliche beiderlei Geschlechts, die in Einrichtungen der Jugendhilfe und Jugendberufshilfe eingebunden waren bzw. eine allgemeinbildende Schule (insbesondere Hauptschule) besuchten. Das Modellprojekt wurde an einer Hauptschule im Rahmen des Wahlpflichtkurses Informatik umgesetzt und darüber hinaus in einem Jugendzentrum sowie in einem Zentrum für Jugendberufshilfe in die institutionellen Curricula integriert. Der Ansatz war, auf der Grundlage einer instrumentell motivierenden Medienarbeit das Interesse der Jugendlichen zu wecken und sie zugleich in Gruppenarbeit mit Aspekten des „Andersseins“ zu konfrontieren. Hierbei konnten vorhandene Informationsdefizite aufgezeigt und beseitigt werden. Innerhalb der Kurse erstellten die Teilnehmer/-innen unter fachlicher Anleitung und pädagogischer Betreuung Internetseiten mit Multimediainhalten, die dieses Thema konstruktiv aufgriffen, etwa in kurzen Videos, Musikstücken, Audioaufnahmen, Texten und Präsentationen, die anschließend auf Webseiten der Schule bzw. des Jugendzentrums ausgestellt wurden. Hier stand in der Konfrontation mit dem Anderssein insbesondere der Umgang mit der individuellen kulturellen, sozialen und politischen Situation der Jugendlichen im Vordergrund. Das Projekt verfolgte sieben Leitziele: Die Teilnehmer/-innen sollten durch die Medienarbeit
Schließlich sollte das im Kurs entstandene Webangebot insgesamt einen Gegenpol zu lokalen „rechten Seiten“ darstellen.
Gelingensfaktoren
In theoretisch-methodischer Hinsicht nutzte „INTEGROS“ den biographischen Ansatz. Ziel war, bei den Teilnehmenden ein Bewusstsein und ggf. Verständnis für andere biographische, kulturelle und soziale Kontexte zu fördern, was durch die Zusammenarbeit der Jugendlichen in (Klein-) Gruppen noch weiter bestärkt wurde. Während der Durchführung des Projekts wurde explizit auf die Einbeziehung der Zielgruppe geachtet. Die Durchführungskonzeption wurde kontinuierlich erörtert und reflektiert (mithilfe eines internen Projektcontrollings, um beispielsweise bei sich abzeichnenden Schwierigkeiten frühzeitig gegensteuern zu können) und integrativ in die curricularen Strukturen an den Umsetzungsorten eingebunden. Im Hinblick auf die Gestaltung der Projekttage wurden die spezifischen Interessen der Jugendlichen berücksichtigt. Eine stetige Vernetzung sowie ein kontinuierlicher Austausch zwischen den Kooperationspartnern trugen entscheidend zur erfolgreichen Umsetzung des Projekts bei. Alle Kooperationspartner nahmen regelmäßig an Koordinierungstreffen teil. Durch die Treffen, deren Inhalte bzw. Themenschwerpunkte bereits im Vorfeld geplant wurden, konnte ein intensiver und stetiger Kontakt (mit offenen Kommunikationsstrukturen) aufgebaut werden. Die Mitarbeiter/-innen der jeweiligen Projektstandorte trafen sich zusätzlich regelmäßig zu Planungen, Besprechung von „Problemfällen“, Methodik, Erreichen der Zielgruppe etc. Generell entscheidend war, alle Ebenen (von der Leitungsebene bis zur operativen Ebene) und alle Beteiligten einzubeziehen.
Lessons Learned
Eine Partizipation der Zielgruppe war abschnittsweise nicht in vollem Umfang zu erreichen. Hohe Gewaltbereitschaft und Frustration der Schüler erschwerten gemeinsame, langfristige Planungen. Kamen Anregungen aus der Gruppe, wurden diese aufgenommen. Da aber die Teilnehmer/-innen zum Teil nicht regelmäßig am Unterricht partizipierten, konnte nur zeitweise ein aktives Interesse der Zielgruppe festgestellt werden. Vor diesem Hintergrund ist es sinnvoll, die Angebote stark an die Bedürfnisse der Jugendlichen anzupassen.