no-nazi.net – für Soziale Netzwerke ohne Nazis
Das Modellprojekt „no-nazi.net – für Soziale Netzwerke ohne Nazis“ führt die Amadeu Antonio Stiftung im Rahmen des Bundesprogramms „TOLERANZ FÖRDERN – KOMPETENZ STÄRKEN“ durch. Ein hoher Prozentsatz an Jugendlichen ist täglich im Internet, rund 70 Prozent davon bewegen sich auch täglich in Sozialen Netzwerken. Über diese Netzwerke sind sie aber nicht nur für ihren Freundes- und Bekanntenkreis zugänglich, nicht nur für demokratische Arbeit leichter zu erreichen, auch die rechtsextreme Szene bedient sich Sozialer Netzwerke, um Jugendliche für ihre Sache zu gewinnen. Hier setzt das Modellprojekt an, um in Kooperation mit ausgewählten Sozialen Netzwerken Möglichkeiten zu eruieren, in den Sozialen Netzwerken demokratische Kultur zu fördern und nachhaltig zu etablieren.
Ablauf
Projektbegleitend findet ein umfassendes Monitoring statt, um einen Überblick über rechtsextreme Aktivitäten, Aktionen und Strategien in den Sozialen Netzwerken zu erhalten. Darauf aufbauend wird die Arbeit in den Sozialen Netzwerken gestaltet. Hier werden Tools für die Sozialen Netzwerke entwickelt, um Jugendliche zu aktivieren, sich für das Thema zu engagieren (u.a. lustige Gimmicks, Quiz, Comics, Videos). Zudem werden Gruppen und Profile zum Projektthema in den großen sozialen Netzwerken betreut. Es wird ein Peerleadership-Training (online & offline) erarbeitet, das Jugendliche selbst befähigt, sich aktiv in den sozialen Netzwerken gegen Menschenfeindlichkeit zu engagieren. Die Erkenntnisse des Modellprojekts hinsichtlich der Frage, wie Soziale Netzwerke für die Demokratisierung von Jugendlichen über die bloße Präsenz von Akteuren im Netz eingesetzt werden können, sollen für künftige demokratiefördernde Projekte nutzbar gemacht werden.
Gelingensfaktoren
Zentral für die erfolgreiche Umsetzung des Projektes war eine gründliche Analyse der Ausgangslage. Nur so konnte sichergestellt werden, dass das Projekt auf einen wirklichen Bedarf reagiert. Im konkreten Fall stand die Beobachtung am Anfang, dass es dringenden Handlungsbedarf gibt, Strategien zum Umgang mit Rechtsextremismus in sozialen Netzwerken zu entwickeln.
Als sehr wichtig hat sich zudem erwiesen, eine produktive, vertrauliche und positive Zusammenarbeit mit den kommerziellen Betreibern von Internetplattformen und sozialen Netzwerken zu etablieren. So konnte viel mehr erreicht werden, als wenn man auf Opposition und Konfrontation gesetzt hätte. Es zeigte sich, dass viele Unternehmen das Anliegen des Projektes teilten und die Zusammenarbeit mit einem zivilgesellschaftlichen Akteur sehr schätzen.
Lessons Learned
Der Aufwand in der Beobachtung von und Reaktion auf rechtsextreme Aktivitäten in sozialen Netzwerken darf nicht unterschätzt werden. Hier entwickeln sich schnell eigene Dynamiken, die sich nicht mal schnell nebenbei bewerkstelligen lassen. Zudem sind Zielgruppen im Internet schwerer fassbar und beschreibbar. Eine gezielte Ansprache von bestimmten Jugendlichen wird erschwert, während zugleich eigentlich nicht intendierte Zielgruppen sich durch das Angebot angesprochen fühlen können.
Altbekannte Strategien und Kampagnen gegen Rechtsextremismus lassen sich nicht eins zu eins in Netz übertragen, sondern müssen den Gegebenheiten des Mediums und den Konsumgewohnheiten des Publikums und speziell der Zielgruppe entsprechend angepasst werden.
Authentizität und Klarheit in der Kommunikation mit allen Beteiligten sind sehr wichtig. Jedem muss klar sein, mit welcher Agenda das Projekt auftritt. Zugleich sollte die Imitation von Jugendsprache vermieden werden, da dies Jugendliche eher abstößt. Auch ist es wichtig, sich zu Projektbeginn gründlich über die Ästhetik in der Außendarstellung Gedanken zu machen, da einmal gefällte Entscheidungen nur sehr schwer revidiert werden können.