Erlebniswelt Sport – Wir bieten Respekt und ANerkennung! (R.AN!)
Das Projekt wird von der Sportjugend Hessen im Rahmen des Bundesprogramms „TOLERANZ FÖRDERN – KOMPETENZ STÄRKEN“ durchgeführt.
Sportvereine können in mehrfacher Hinsicht mit dem Thema Rechtsextremismus konfrontiert sein:
Doch auch im Vorfeld solcher konkreten rechtsextremen Fälle ist es sinnvoll, Vereine bzgl. Diskriminierungen, Ungleichwertigkeitsideologien, (Alltags-)Rassismen etc. zu sensibilisieren. Dies gilt insbesondere für Vereine in so genannten „belasteten Gebieten“, in denen es bereits außerhalb des Sports zu Vorfällen gekommen ist. Das Projekt R.AN setzt hier an, um Sportvereine für rechtsextreme, menschenverachtende Bestrebungen zu sensibilisieren und zugleich mithilfe jugendlicher Engagierter in rechtsextrem belasteten hessischen Regionen attraktive Angebote aufzubauen, um Jugendliche nicht der „Erlebniswelt Rechtsextremismus“ zu überlassen. Die Angebote werden in Eigenregie von den jungen Engagierten in so genannten „Juniorteams“ organisiert, sodass Demokratie(lernen) und Beteiligung von Beginn an praktisch gelebt werden.
Ablauf
Das Projekt wird derzeit in 8 Sportvereinen in rechtsextrem belasteten Regionen in Hessen durchgeführt. In jedem der Vereine werden R.AN!-Teams aus engagierten, insbesondere jungen, Vereinsmitgliedern sowie älteren „Unterstützern“ gebildet, die durch je zwei bis drei R.AN!-Coaches der Sportjugend Hessen begleitet und beraten werden. Die R.AN!-Teams vereinbaren mit den R.AN!-Coaches Ziele für den Projektzeitraum und setzen diese mithilfe vielfältiger Aktionen um. Dabei wird besonderer Wert auf die Einbindung der jungen Engagierten gelegt. Die R.AN! Vereinsaktionen reichen von Qualifizierungsmodulen über Freizeitaktivitäten (wie z.B. einem Jugendtreff mit Kicker im Vereinsheim) bis zu größeren Vereinsfesten, auf denen die Themen (Anti-)Diskriminierung, (Anti-)Rassismus etc. kreativ – z. B. in Form eines Quiz, bearbeitet werden.
Gelingensfaktoren
Für die Arbeit in und mit Sportvereinen ist es wichtig, das Thema „Gegen Rechtsextremismus“ positiv umzuformulieren, z. B. in „Respekt, Anerkennung, Demokratieförderung, Jugendbeteiligung,…“, da Vereine zunächst kaum Ansatzpunkte bei sich sehen, sich gegen Rechtsextremismus zu engagieren („das gibt es bei uns nicht“). Hierdurch werden Zugänge zu der sportinternen Besetzung von Werten wie Fairplay und einer Kultur der Anerkennung als Leitbild geschaffen. Um Projektangebote nachhaltig in Sportvereinen zu verankern, müssen sie an die interne (Sport-)Logik der Vereine anschlussfähig sein. D. h. es ist sinnvoll, Routinen der Vereine wie Feste, Turniere, Freizeiten etc. aufzugreifen und R.AN! als Thema anzubinden. Die Arbeit der R.AN! Coaches besteht darin, mit den Juniorteams gemeinsam zu erarbeiten, was ein normales Soccerturnier von einem R.AN! Soccerturnier unterscheidet (z. B. werden eine Erklärung für Respekt und Anerkennung und gegen Rechtsextremismus verlesen, ein Banner angefertigt und aufgehängt, die Turnier-Regeln verändert etc.). Da die jungen Engagierten diese Veränderungen selbst vornehmen, führt dies zu einer hohen Identifikation mit den Aktionen.
Ohne Ältere geht es aber nicht: Die Aktionen der Juniorteams müssen durch Entscheidungsträger im Verein abgesichert werden, damit sie nicht „im luftleeren Raum“ entwickelt werden. Auch die Einbindung weiterer „lokal mächtiger Akteure“ ist für das Gelingen von Bedeutung. Schließlich ist die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den Coaches und der Sportjugend entscheidend, die nur über einen längeren Zeitraum entstehen kann. Vertrauen heißt im Kontext der Auseinandersetzung mit Rechtsextremismus, dass die Vereine interne rechtsextreme Einstellungen ihrer Mitglieder und ggf. Freunde wahrnehmen (Stichwort „Stammtisch“) und dies auch ansprechen, ohne fürchten zu müssen, dass sie von Projektseite „geoutet“ werden oder sonstige Nachteile erfahren.
Lessons Learned
In Bezug auf den beschriebenen Vertrauensaufbau stößt das Projekt durch die 3-jährige Laufzeit deutlich an Grenzen, denn erst jetzt, nach über 2 Jahren, sind die R.AN! Coaches zu vertrauenswürdigen Personen geworden, denen ein Blick – auch in die evtl. Untiefen des Vereins und seines Umfeldes – erlaubt wird. Je kürzer der Projektzeitraum, desto oberflächlicher sind die Veränderungen in den Vereinen und bei den jungen Engagierten, die zu erwarten sind. Für eine „Kultur der Anerkennung“ müssen ebenfalls Routinen entwickelt werden – und dies bedarf Zeit.
Die Ziele, die mit den R.AN! Vereinen vereinbart werden, dürfen daher nicht zu ambitioniert sein. Es muss mit zeitlichen Verzögerungen gerechnet werden, da junge (ehrenamtlich!) Engagierte oftmals andere Belastungen durch die Verlängerung der Schulzeit, durch Prüfungen, Ausbildung etc. erfahren. Dies hat zur Folge, dass sich ein Juniorteam z. B. 6 Wochen nicht trifft und eine geplante Veranstaltung „ins Wasser fällt“.