Gemeinsam Geschichte schreiben
Didaktische Materialien für interkulturelles historisches Lernen
Das Projekt wird von Miphgasch/Begegnung e.V. im Rahmen des Bundesprogramms „TOLERANZ FÖRDERN – KOMPETENZ STÄRKEN“ durchgeführt. Ausgangspunkt war die Problematik, dass die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus und Antisemitismus in Deutschland zwar eine zentrale Rolle in der historisch-politischen Bildung spielt, die Beschäftigung damit jedoch beinahe ausschließlich aus einer „herkunftsdeutschen“ Perspektive erfolgt. Zu verwandten Themen, wie Nahostkonflikt und jüdisch-christlich-muslimischer Beziehungsgeschichten gibt es dagegen nur wenige didaktische Materialien. In einer zunehmend multikultureller werdenden Einwanderungsgesellschaft wie Deutschland bedarf es angesichts vielfältiger Herkunftsgeschichten und folglich Geschichtsbezüge, Religionen, Weltanschauungen und Migrationserfahrungen aber multiperspektivischer Ansätze historischen Lernens. Hier setzt das Projekt an.
Ablauf
Im Rahmen des Projektes werden didaktische Materialien entwickelt, erprobt und evaluiert, die Jugendliche dazu anregen sollen, sich der Vielschichtigkeit von historisch-politischen Zusammenhängen bewusst zu werden, festgefahrene Weltbilder und Vorurteile zu hinterfragen und so neue Perspektiven zu entwickeln. Damit soll eine Auseinandersetzung mit und Prävention von Antisemitismus, Rassismus und Diskriminierung ermöglicht werden.
Thematisch werden in den Materialien drei zentrale Komplexe aufgegriffen: der Nationalsozialismus, der Nahostkonflikt und jüdisch-christlich-muslimische Beziehungen. Für die Entwicklung wurden dabei u.a. Zeitzeugengespräche geführt und eine Recherchereise nach Israel unternommen. Die Materialien zu allen drei Themenschwerpunkten wurden und werden mittels Projekttagen und Workshops sowie u.a. auf dem Jugendkongress des Bündnisses für Demokratie und Toleranz mit Multiplikator/-innen und Jugendlichen erprobt und evaluiert.
Gelingensfaktoren
Ein entscheidender Faktor für das Gelingen des Projekts bestand in der Multiperspektivität des beteiligten Teams und der Kooperationspartner. Die Beteiligung von Menschen mit unterschiedlichen religiösen und kulturellen Hintergründen und mit verschiedenen biografischen Erfahrungen und Perspektiven sorgte für eine breitgefächerte Betrachtungsweise der behandelten Themen. Weiterhin hat sich eine fest angestellte Personalkraft für die Projektleitung und -steuerung für das Projektgelingen als ebenso wichtig erwiesen wie das verlässlich arbeitende freiberufliche Referent/-innenteam, das gleichwohl ein hohes Maß an ehrenamtlichem Engagement in das Projekt einbrachte.
Lessons Learned
Das größte Hindernis für das Projekt war die Art der Finanzierung in Form einer Bewilligung von Geldern nur unter der Voraussetzung, dass eine Kofinanzierung in Höhe von 50% aller Ausgaben erreicht werden musste. Diese Kofinanzierung für einen Zeitraum von drei Jahren zu finden, war extrem schwierig, u.a. weil die meisten Stiftungen und ähnliche Geldgeber keine bereits angefangenen Projekte fördern, häufig keine so langen Förderzeiträume anbieten und meist nicht die genauen Inhalte dieses Projekts fördern. Das hat dazu geführt, dass unverhältnismäßig viel Energie und Zeit in das Fundraising gesteckt werden musste und über lange Strecken keine finanzielle Planungsunsicherheit bestand. Zudem war die Erfüllung der verschiedenen Anforderungen der einzelnen Geldgeber sehr aufwendig. Es wäre deutlich hilfreicher gewesen, wenn stattdessen mehr Zeit für die eigentlichen Inhalte des Projektes zur Verfügung gestanden hätte. Für kleine Träger ohne große finanzielle Rücklagen (und sei es mit noch so viel ehrenamtlichem und professionellem Engagement) hat diese Form der Förderung kaum Sinn. Die Vielfalt der Bildungslandschaft gerät mit der beschriebenen Förderpraxis ernsthaft in Gefahr und sollte dringend überdacht und geändert werden.