New Faces – Mit Kultur und Medien gegen Antisemitismus
Das Projekt wird vom Archiv der Jugendkulturen e. V. im Rahmen des Bundesprogramms „TOLERANZ FÖRDERN – KOMPETENZ STÄRKEN“ umgesetzt. Antisemitismus ist in Deutschland weiterhin ein milieu- und generationenübergreifendes Problem. Soll es heute präventiv-pädagogisch angegangen werden, müssen auch Deutschlands verändertes Selbstverständnis als Einwanderungsland und damit interkulturelle Perspektiven berücksichtigt werden. Hier setzt „New Faces“ an und bietet Schulen und Jugendeinrichtungen Workshops gegen Antisemitismus für Jugendliche und Erwachsene unterschiedlicher Herkunft an.
Ablauf
Im Rahmen des Projektes werden schwerpunktmäßig an Schulen und in Jugendeinrichtungen Workshops und multimediale Projektwochen zum Thema Antisemitismus angeboten. Zielgruppe des Projektes sind ihrer Herkunft nach gemischte Jugendgruppen sowie Erwachsene, jeweils mit und ohne Affinität zu Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit. Gestaltet werden die Workshops und Projektwochen gemeinsam von jungen jugendkulturellen Szeneangehörigen und politischen Bildner/-innen aus Israel und Deutschland. So bietet das Projekt den jugendlichen und erwachsenen Teilnehmer/-innen die Möglichkeit, mehr über Jugendkulturen in Israel und Deutschland zu erfahren und sich über beispielsweise Hip Hop, Techno, Punk, Street Art, Graffiti, Tanz, DJing, Literatur, Video oder Fotografie mit Antisemitismus auseinanderzusetzen. Methodisch orientiert sich das Projekt an der antirassistischen politischen Bildungsarbeit sowie an Anti-Bias-, jugendkulturellen und medienpädagogischen Ansätzen.
Die Schulprojekte dauern jeweils ca. drei Monate und setzen sich aus drei Bausteinen zusammen:
1. Aus zwei Projekttagen mit Schüler/-innen (ab Klasse 10),
2. einem Projekttag mit Lehrer/-innen und anderen Multiplikator/-innen sowie
3. einer multimedialen Projektwoche mit Schüler/-innen und Erwachsenen.
In den Schulprojekten erarbeiten die Jugendlichen Filme, Texte und Fotos. Diese Ergebnisse können im Anschluss in einer mobilen Ausstellung präsentiert und verbreitet werden. Ausgestellt wird zunächst an der beteiligten Schule, ggf. kann die Ausstellung danach auch einem breiteren Publikum zur Verfügung gestellt werden.
Zusätzlich dazu werden im Rahmen von „New Faces“ pädagogische Handreichungen erstellt, Expert/-innen für Vorträge vermittelt, weitere Workshops, Projekttage oder -wochen zu Jugendkulturen und Diskriminierungen sowie Fortbildungen für Multiplikator/-innen umgesetzt.
Gelingensfaktoren
Zentraler Gelingensfaktor für das Projekt ist ein qualifiziertes Team aus jungen Szenevertreter/-innen aus Israel und Deutschland.
Hinzukommt, dass die je dreimonatige Laufzeit der Schulprojekte Gelegenheit bietet, Gruppen intensiver zu begleiten.
Außerdem fördert die Ausstellung der Ergebnisse aus den Workshops und der Projektwoche eine höhere Identifikation der Jugendlichen mit den behandelten Themen.
Lessons Learned
Das Thema Antisemitismus ruft unterschiedliche Abwehrmechanismen bei Jugendlichen und Erwachsenen hervor. Bei Herkunftsdeutschen kommt oft Schuldabwehr ins Spiel, bei Menschen mit Migrationserfahrung die Auseinandersetzung mit eigenen Diskriminierungserfahrungen. Besonders deutlich werden diese Mechanismen in der Diskussion um den Nahost-Konflikt und den Staat Israel. Es zeigt sich, dass Antisemitismus in gemischten Jugendgruppen nur sinnvoll bearbeitet werden kann, wenn auch zu Diskriminierungen allgemein, insbesondere Rassismus, gearbeitet wird. Auch hat sich der interkulturelle Ansatz mit jungen Israelis als sehr wirkungsvoll erwiesen.
Eine größere Abwehr gegenüber dem Thema Antisemitismus konnte eher bei Erwachsenen als bei Jugendlichen verzeichnet werden, was die Notwendigkeit zeigt, auch stärker mit älteren Zielgruppen zu arbeiten. Das Interesse der Jugendlichen am Projekt ist zudem deutlich höher als das der Erwachsenen.