RollenWechsel
Das Projekt führt Miteinander – Netzwerk für Demokratie und Weltoffenheit in Sachsen-Anhalt e.V. im Rahmen des Bundesprogramms „TOLERANZ FÖRDERN – KOMPETENZ STÄRKEN“ durch. Obwohl es in der Wissenschaft seit einiger Zeit einen Diskurs zu Rechtsextremismus und Gender gibt, finden geschlechtsspezifische Aspekte in der bisherigen Präventionsarbeit mit rechtsextrem orientierten Jugendlichen nur ungenügend Berücksichtigung. Dabei spielen gerade in rechten Jugendkulturen die geschlechtsspezifische Sozialisation hin zu traditionellen Geschlechter- und Familienbilder und deren öffentliche Inszenierung eine bedeutende Rolle. Hier setzt das Projekt mit dem Ziel an, geeignete Konzepte und Ansätze für den Umgang mit diesen Jugendlichen zu entwickeln, die die geschlechtsspezifische Sozialisation und die Identitätssuche von Jugendlichen kritisch mit einbeziehen, sich mit Rechtsextremismus und menschenrechtsverachtenden Einstellungen auseinandersetzen und die zugleich die Lücke zwischen Theorie und Praxis zu schließen helfen. Durchgeführt wird das Projekt in mehreren Landkreisen Sachsen-Anhalts.
Ablauf
Ein Schwerpunkt des Projektes ist es, geschlechterreflektierende Methoden, Konzepte und Ansätze für die Arbeit mit rechtsextrem orientierten Jugendlichen zu entwickeln. Diese werden in Form von Workshops in Blöcken unterschiedlicher Länge direkt mit der Zielgruppe umgesetzt und erprobt. Das Projekt arbeitet dabei in zwei bis drei Modellregionen in Sachsen-Anhalt mit unterschiedlichen Einrichtungen zusammen, die auch aktiv in den Prozess eingebunden sind. Parallel dazu werden Multiplikator/-innen, die mit der Zielgruppe arbeiten, durch regelmäßige Praxisberatungen, Fachtagungen und Reflexionsrunden für eine geschlechterreflektierende Herangehensweise sensibilisiert. Außerdem werden in Fortbildungen die gewonnenen Konzepten und Ansätze weitergegeben und Multiplikator/-innen bei der praktischen Umsetzung eigener Projekte mit rechtsextrem orientierten Jugendlichen unterstützt und begleitet.
Gelingensfaktoren
Projektansatz ist die Arbeit an den konkreten Bedarfen und Problemlagen vor Ort. Das setzt eine aktive Beteiligung der Einrichtungen / Teilnehmer/-innen voraus. Entscheidend für das Gelingen ist eine hohe Flexibilität in der Arbeit, die es ermöglicht, auch im Prozess handlungs- und bedarfsorientiert zu agieren, Möglichkeiten des Lernens, der Auseinandersetzung und Reibung zu schaffen und Reflexionsprozesse anzustoßen, ohne die Gruppendynamik zu missachten. Daher ist die Arbeit mit rechtsaffinen Jugendlichen sehr voraussetzungsvoll. Die direkte Projektarbeit ist Beziehungsarbeit. Sie muss langfristig und kontinuierlich angelegt werden und bedarf einer stetig kritischen Reflexion auch der eigenen Haltung. Der Fachaustausch mit Kooperationspartnern, Netzwerkpartnern sowie der Wissenschaft erwies sich als sehr unterstützend.
Lessons Learned
Eine Arbeit an Einstellungen der Teilnehmenden ist eine kontinuierliche, langfristige Arbeit, die nur unter guten Rahmenbedingungen erfolgversprechend ist. Dazu gehören auch eine kontinuierliche Begleitung und feste Ansprechpersonen vor Ort. Schwierig wird es dann, wenn es an Strukturen vor Ort mangelt, auf die sich das Projekt stützen könnte. Ständig wechselnde Zuständigkeiten, (Sozial)pädagog/-innen, die für mehrere Landkreise und Einrichtungen verantwortlich sind, Einzelkämpfer/-innentum usw. sind für die (Projekt)Arbeit sehr hinderlich. Eine weitere Herausforderung in der Arbeit ist die weite Verbreitung und Akzeptanz homophober und rassistischer Einstellungen in der Mehrheitsbevölkerung, also auch unter den Pädagog/-innen, die mit den Jugendlichen arbeiten.