Film ab! Clips gegen Antisemitismus
Methoden für die pädagogische Arbeit
Antisemitische Weltdeutungen erleben mehr als sechs Jahrzehnte nach dem Holocaust eine Renaissance, die sich auch in einer Zunahme antisemitisch motivierter Straf- und Gewalttaten ausdrückt. Zugleich wird ein eher subtiler Antisemitismus medienkompatibel über soziale Netzwerke verbreitet und teilweise unkritisch konsumiert. Hierüber können Jugendliche in ihrem Alltag mit antisemitischen Einstellungsmustern in Berührung kommen und somit auch leichter Zugang zu rechtsextremen Weltdeutungen finden. Mit dieser Entwicklung konfrontiert fragen Schulen und Jugendfreizeiteinrichtungen verstärkt nach Hintergrundinformationen, Seminarangeboten und Methoden zur pädagogischen Auseinandersetzung mit diesem Problem. Als Antwort darauf entwickelte die ver.di Jugendbildungsstätte Konradshöhe e. V. im Rahmen des Modellprojekts „…Film ab! Medienseminare gegen Antisemitismus“ im Bundesprogramm TOLERANZ FÖRDERN – KOMPETENZ STÄRKEN Methoden zur medialen Auseinandersetzung mit aktuellen Erscheinungsformen des Antisemitismus. Hierbei wurden in Seminaren mit rund 400 Jugendlichen insgesamt 40 Filme erarbeitet und Methoden ausprobiert. Die vorliegende Broschüre „Film ab! Clips gegen Antisemitismus“ macht die Ergebnisse des Modellprojekts für Pädagog/-innen zugänglich und stellt die erarbeiteten Methoden vor.
Inhalt
Für die Handreichung wurden aus den insgesamt 40 im Rahmen des Modelprojekts entstandenen Filmen acht ausgewählt. Diese sind inklusive Arbeitsblätter, Hintergrundinformationen und Power-Point-Präsentationen auf der beiliegenden DVD enthalten. In der Broschüre finden sich ausführliche Methodenbeschreibungen mit Angaben zum Aufwand, zu Teilnehmerzahl und -alter, benötigte Materialien sowie vertiefende Lektüreempfehlungen.
Die Einstiegsmethode greift das Thema Toleranz auf allgemeiner Ebene auf. Hierzu liefert der Film „Tüte Toleranz“, in dem eine fiktive Verkaufsshow auf einem Shoppingsender dargestellt ist, die Basis. Der Film „Guten Morgen, Berlin“ und die Methode hierzu thematisiert die Alltäglichkeit antisemitischer Äußerungen, wie sie sich in dem Schimpfwort „Du Jude“ manifestiert. Hier wird darüber hinaus die rassistische, homophobe oder sexistische Diskriminierung in gebräuchlichen alltäglichen Schimpfworten thematisiert. Um für eher subtile Diskriminierungserfahrungen zu sensibilisieren, eignet sich der Film „Graue Facetten“. Hierbei können zudem eigene Diskriminierungserfahrungen der Jugendlichen thematisiert werden. „Acht Jahre danach“ befasst sich mit einem Übergriff auf einen koscheren Laden in Berlin-Reinickendorf und geht auf Spurensuche. Der Film „Wer wird Religionär“ ist als Quizshow gestaltet. Anhand dieser soll über Religionen mit Fokus auf Gemeinsamkeiten und Unterschiede informiert werden. Ein anderer Film stellt das „Jüdische Berlin“ vor und will neugierig auf das Judentum in der Stadt machen. Letztendlich befassen sich die Filme und Methoden „Unser deutscher Zoo“ und „Brainfuck“ mit verschiedenen Erscheinungsformen des historischen wie aktuellen Antisemitismus.
Verwendung als Impuls- / Begleitmaterial
Die Methoden sind für die schulische wie außerschulische Auseinandersetzung konzipiert. Sie eignen sich mit zwei Ausnahmen für den Einsatz in der Sekundarstufe ab einem Alter von 13 Jahren. Die Filme „Brainfuck“ und „Deutscher Zoo“ werden für die Oberstufe empfohlen. Neben dem primären Fokus auf Antisemitismus lassen sich auch andere Erfahrungen gruppenbezogener Abwertungen thematisieren. In heterogenen Gruppen können hierbei auch rechtsextrem gefährdete und orientierte Jugendliche mit angesprochen werden.