Jugendliche begleiten Jugendliche
Peer Education in der Ausstellungsbegleitung
Das Konzept „Jugendliche begleiten Jugendliche“ hat das Anne Frank Zentrum in verschiedenen Projekten entwickelt und eingesetzt. Aktuell wird es im „Ausstellungs- und Botschafterprojekt ‚Anne Frank und wir'“, das im Rahmen des Bundesprogramm „TOLERANZ FÖRDERN – KOMPETENZ STÄKEN“ gefördert wird, angewandt.
Die Idee der Peer Education (übersetzt auch dem Englischen in etwa „Bildungsarbeit unter Gleichaltrigen“) setzt bei der Überlegung an, dass Jugendliche in bestimmten Kontexten besser als Erwachsene in der Lage sind, Gleichaltrigen ein Thema nahezubringen. Dahinter stehen gleichartige Erfahrungen, Lebenswelten und Interessen innerhalb eines gleichaltrigen sozialen Umfeldes, wodurch den Jugendlichen untereinander andere Zugangsmöglichkeiten offen stehen. Hier setzt das Konzept „Jugendliche begleiten Jugendliche“ an, das versucht, diesen Effekt für die Ausstellungsbegleitung in der historisch-politischen Bildungsarbeit nutzbar zu machen.
Inhalt
Im Rahmen des Konzeptes „Jugendliche begleiten Jugendliche“ wird der Ansatz der Peer Education umgesetzt, indem Jugendliche zwischen 16 und 18 Jahren zu Ausstellungsbegleiter/-innen (Peer Guides) ausgebildet werden. Diese begleiten Gleichaltrige durch die jeweiligen Ausstellungen. In der Regel wird das Konzept insbesondere bei den Wanderausstellungsprojekten des Anne Frank Zentrums eingesetzt, so auch aktuell in der Ausstellung „Deine Anne. Ein Mädchen schreibt Geschichte“.
Die Ausstellungsbegleiter/-innen werden jeweils an den Präsentationsorten der Wanderausstellung gewonnen. In der Regel sind es zwischen 15 und 30 Jugendliche je Ort. Ausgebildet werden sie in einem zweitägigen Seminar. Dabei werden die Inhalte der jeweiligen Ausstellung vermittelt sowie interaktive Methoden aufzeigt und erprobt, wie mit den Ausstellungsbesuchern gearbeitet werden kann. Zur Vorbereitung dieser Ausbildungsseminare können die Jugendlichen auch ein E-Learning Tool des Anne Frank Zentrums verwenden, um bereits erste Einblicke in wichtige Themen, Begriffe und Fragen der Ausstellung zu erhalten. Darüber hinaus können sie in einem Persönlichkeitstest herauszufinden, welche Art von Begleiter/-in sie sind.
Gelingensfaktoren
Das Konzept „Jugendliche begleiten Jugendliche“ bietet einerseits den jugendlichen Ausstellungsbesucher/-innen einen niedrigschwelligen Einstieg in die Ausstellung und ermöglicht einen vertieften Einblick, indem auf Augenhöhe mit Gleichaltrigen Ideen und Meinungen ausgetauscht werden können.
Darüber hinaus bedeutet es für die Peer Guides selbst ein hohes Maß an Partizipation. Sie erlernen Methodenkompetenzen und werden durch die Mitwirkung in den Anne Frank Ausstellungsprojekten für die Auseinandersetzung mit den Themen Antisemitismus, Diskriminierung und Ausgrenzung nachhaltig sensibilisiert.
Lessons Learned
Den Einsatz von Jugendlichen als Ausstellungsbegleiter/-innen verlangt von den begleitenden Lehrkräften eine gewisse Offenheit und Bereitschaft, Kompetenzen der Wissensvermittlung für die Dauer der Begleitung abzugeben. Das Konzept der Peer Education lebt davon, dass Jugendliche ihre eigene Sprache finden, um mit anderen Schüler/-innen ins Gespräch zu kommen. Hier ist Sensibilität der Lehrkräfte gefragt, mögliche Fehler richtig zu stellen, aber nicht bei jedem kleinen Fehler die jugendlichen Ausstellungsbegleiter zu unterbrechen und die Begleitung zu übernehmen. In der Schulung spielte diese Frage eine Rolle. Auf Initiative der Jugendlichen wurden Begleitbriefe für Lehrkräfte erstellt, in denen das Konzept der Peer Education in Vorbereitung auf den Besuch der Ausstellung erklärt wurde.