Integration rechtsextrem orientierter Jugendlicher
Die Bedingungen für das Entstehen von jugendlichem Rechtsextremismus im ländlichen Raum unterscheiden sich von denen in städtisch geprägten Umfeldern. Sozialer Konformitätsdruck und sogenannter Lokalismus sind wichtige Faktoren, die die Ausbreitung rechtsextremer Einstellungen und Verhaltensweisen hier in besonderer Weise begünstigen können. So werden rechtsextremen Äußerungen von Jugendlichen im Sinne von „Ist schon nicht so schlimm. Der ist ja einer von uns.“ teilweise bagatellisiert und oft nicht wahrgenommen. Ein sozialarbeiterischer Zugang muss daher diese Bedingungen berücksichtigen. Hier setzt das im Rahmen des Bundesprogramm „TOLERANZ FÖRDERN – KOMPETENZ STÄRKEN“ geförderte LAP-Einzelprojekt im Landkreis Kusel an. Im Anschluss wird versucht, das Projekt in kommunaler Regelfinanzierung fortzuführen.
Ablauf
Das Projekt fußt auf zwei Säulen. Zum einen werden in offener, aufsuchender Jugendarbeit die Jugendlichen im Landkreis angesprochen. Diese werden an den gängigen Treffpunkten wie Dorfkneipen aufgesucht. Dabei liegt ein besonderes Augenmerk auf jenen Jugendlichen, die durch rechtsextreme Haltungen und Handlungen auffallen. Es ist jedoch wichtig, andere Jugendliche nicht von der Arbeit auszuschließen. Dadurch wird der Eindruck einer Bevorzugung oder einer Stigmatisierung der rechtsextrem orientierten Jugendlichen verhindert. Zugleich ist die Arbeit in heterogenen Gruppen wichtig für die Integration dieser Jugendlichen in demokratisch gesinnte Umfelder. Es werden dazu Angebote zur Freizeitgestaltung wie Ausflüge zu Fußballspielen o. ä. gemacht. Wichtig ist es dabei, sich an den Lebenswelten und Alltagsinteressen der Jugendlichen zu orientieren.
Zugleich wird das soziale Umfeld der Jugendlichen und hierbei insbesondere auch Erwachsene in der Arbeit angesprochen. Das können Eltern ebenso sein wie Lehrer oder andere Bezugspersonen. Hierbei gilt es, für Rechtsextremismus, seine Erscheinungsformen und Ausprägungen zu sensibilisieren, um einer Bagatellisierung entgegenzuwirken. So kommt es vor, dass Eltern ahnungslos Klamotten der einschlägigen Modemarke „Thor Steinar“ für ihre Kinder bestellen. Durch diesen Ansatz soll bewirkt werden, dass die Jugendlichen nicht den Eindruck bekommen, ihre rechtsextremen Haltungen würden im sozialen Umfeld auf Zustimmung stoßen. Dazu wird schwerpunktmäßig Aufklärung an Schulen und in Jugendeinrichtungen betrieben. Zudem finden vereinzelt individuelle Gespräche mit Erwachsenen im Umfeld der betroffenen Jugendlichen statt.
Gelingensfaktoren
Für die Beziehungsarbeit des/der Sozialarbeiter/-in zu den Jugendlichen ist eine Offenheit und Transparenz über die eigene Haltung und die eigene Ablehnung des Rechtsextremismus wichtig. Den Jugendlichen muss von Anfang an klar sein, auf wen sie sich einlassen. Die Ablehnung darf jedoch nicht als Ablehnung der Jugendlichen vermittelt werden. Es ist wichtig, dass der/die Sozialarbeiter/-in bei alltäglichen Sorgen und Problemen den Jugendlichen vorurteilsfrei zur Seite zu steht.
Lessons Learned
Um nachhaltig etwas in der Arbeit mit rechtsextrem gefährdeten und orientierten Jugendlichen bewirken zu können, ist eine langfristige Perspektive wichtig. Daher gibt es Bestrebungen, das Projekt im Anschluss in kommunale Finanzierung zu überführen.