Das „Erfurter Medienlabor“
Rassismuskritische Medienarbeit im Sozialraum
Das „Erfurter Medienlabor“ setzt an der medialen Lebenswelt Jugendlicher an, die lokale und partizipative Medien (soziale Netzwerke, Schülerzeitungen, Websites u. a.) nutzen und dabei an einer öffentlichen Meinungsbildung in ihrem Sozialraum (Stadtteil, Schule, Jugendclique) mitwirken.
Diese Medien stellen nicht nur eine wichtige Orientierungshilfe und Quelle der Meinungsbildung dar, sondern (re)produzieren potentiell auch rassistische Ressentiments und rassistische Hetze und wirken diskriminierend in den Sozialraum hinein.
Um diesem etwas entgegen zu setzen, sieht das „Erfurter Medienlabor“ vor:
- an den drei ausgewählten Standorten Erfurts eine Bewusstseinsbildung für rassistische Hetze und Ressentiments anzustoßen, die im Besonderen mit der Erzeugung und Nutzung lokaler und partizipativer Medien einhergehen
- an den Standorten Handlungsoptionen für ein rassismuskritisches Medienwirken und Zusammenleben herauszuarbeiten und zu eröffnen
- sowie modellhaft rassismuskritische Standards für Lokalmedien zu entwickeln, die nicht nur an den einzelnen Projektstandorten Relevanz haben, sondern ein Potential entwickeln, auf andere Settings und Zielgruppen übertragbar zu sein.
Ablauf
Das Handlungskonzept sieht die Umsetzung aktiver Medienarbeit auf unterschiedlichen Ebenen vor.
Bildungsmodule an Schulen und bei stadtteilspezifischen Akteur_innen werden durchgeführt, die eine Bewusstseinsbildung für die Thematik „Rassismus in Lokalmedien“ fördern. Eine Mediengruppe aus Multiplikator_innen sowie Jugendlichen gründet sich an jedem Projektstandort. Diese Gruppen werden in rassismuskritischer Medienarbeit geschult und sollen sich langfristig im Stadtteil gegen Rassismus in Lokalmedien einsetzen.
Rassismuskritische Medienstandards für die im Stadtteil genutzten Medien (Printmedien, digitale Medien, Stadtteilradio) werden entwickelt, die in einem Gütesiegel festgeschrieben werden. Dieses wird innerhalb eines Projektjahres entwickelt, praktisch erprobt und letztendlich an die teilnehmenden Akteur_innen vergeben. Das Gütesiegel wird öffentlichkeitswirksam z. B. als Label auf den Medien im Stadtteil präsentiert, ist strukturell bei den Beteiligten (Jugendhaus, Schule, Stadtteilkonferenz) verankert und mit geeigneten Engagement- und Folgestrukturen (Mediengruppe) untersetzt. Die Entwicklung des Gütesiegels ermöglicht eine Übertragbarkeit auf andere Stadtteile und Regionen.
Begleitend werden in den Sommermonaten partizipative Medienangebote in einem „Medienlabor“ (umgebauter Schiffscontainer mit Radio- und Sendetechnik, Laptops, ausklappbaren Bühnen u. a.) unterbreitet. Diese zentrale Anlaufstelle dient als Radio- und Sendestudio, als Kontaktbüro und Treffpunkt. Stadtteilmedien (Stadtteilradio, Stadtteilvideos, Soziale Netzwerke) können hier produziert, Veranstaltungsformate ausprobiert und umgesetzt werden. Eine begleitende Veranstaltungsreihe findet statt, die öffentlichkeitswirksam auf die Thematik aufmerksam macht.