Jugendreporter vor Ort. Gemeinsam für Demokratie und gegen Fremdenfeindlichkeit
Rassistische Einstellungsmuster sind längst kein gesellschaftliches Randphänomen mehr. In Ostdeutschland treten die Ressentiments gegenüber „Fremden“ verbreiteter auf als in Westdeutschland, obwohl der Anteil an Migrant_innen in den neuen Bundesländern relativ gering ist. In ländlichen und strukturschwachen Regionen sind Rassismus und rassistische Diskriminierung für viele Menschen zu einer alltäglichen Erfahrung geworden. Vielerorts verzeichnen rechtspopulistische und -extremistische Bestrebungen politische Erfolge, indem sie soziale Ängste, politische Unzufriedenheit und Vorbehalte in der Bevölkerung bündeln und rassistisch aufgeladen artikulieren.
Die Initiativen für Demokratie und gegen Fremdenfeindlichkeit sind zwar vielfältig, allerdings richten sich nur wenige an den ländlichen und strukturschwachen Raum und berücksichtigen dabei zugleich das Potenzial der jungen Generation, ihre Ansichten und Kompetenzen. Jugendliche sind in der Medienwelt bekanntlich besonders aktiv, doch nutzen sie ihre Möglichkeiten zur öffentlichen Artikulation von Argumenten gegen Rassismus und rassistische Diskriminierung kaum. Das Projekt ermuntert Schüler_innen dazu, sich als Journalist_innen in ihrer jeweiligen Schülerzeitung für Demokratie und gegen Rassismus einzusetzen und somit einen Beitrag zur Prävention von rassistischer Diskriminierung zu leisten. Das Projekt fördert überdies die Kommunikation zwischen den Jugendlichen und ihren (Groß-)Eltern, indem über ihr journalistisches Wirken auch die ältere Generation z. B. für die wachsende Problematik rassistischer Einstellungen in der Bevölkerung stärker sensibilisiert wird.
Ablauf
Das Modellprojekt wird in drei Schwerpunktregionen durchgeführt: Forst/Lausitz (Brandenburg), Markkleeberg (Sachsen) und Heiligenhaus (Nordrhein-Westfalen). Dort berichten die jungen Autorinnen und Autoren von ihren Eindrücken und Erfahrungen in ihrer jeweiligen (Online-)Schülerzeitung. Ausgewählte Artikel werden in der lokalen bzw. regionalen Presse veröffentlicht. Einmal im Jahr werden die Jugendreporter_innen aus den drei Regionen zum Erfahrungsaustausch und für die Entwicklung von Synergien zu einem gemeinsamen Medientag nach Berlin eingeladen. Überdies richtet die Deutsche Gesellschaft e. V. ein Mentorenprogramm ein und trifft sich zweimal im Monat mit den Jugendreporter_innen, um ihnen in Form von Workshops und Vorträgen u. a. das journalistische Handwerk zu vermitteln und in regelmäßigen Redaktionssitzungen die entstandenen Berichte, Interviews, Reportagen usw. für die Veröffentlichung vorzubereiten. Durch Gespräche mit lokalen und regionalen Akteuren erhalten die Jugendlichen Informationen über die Situation in ihrer Heimatstadt und Region. Zudem wird den Jugendlichen Wissen über Flucht und Migration, über Herkunft, Wesen und Ursachen von Rassismus sowie Möglichkeiten der Prävention vermittelt.
An den Veranstaltungen können auch andere interessierte Schüler_innen teilnehmen. Auf diese Weise erreicht das Informationsangebot mehr Jugendliche vor Ort, und im besten Fall gewinnen die jeweilige (Online-)Schülerzeitung neue Jugendreporter_innen. Im Rahmen des Modellprojekts wird eine pädagogische Strategie erarbeitet, um Jugendliche in der Auseinandersetzung mit Rassismus und rassistischer Diskriminierung zur gezielten Nutzung von Medien zu ermutigen und zu befähigen. Sie wird in mehrjähriger Erprobung in drei Schwerpunktregionen überprüft, korrigiert und optimiert. Die Ergebnisse und ausgewählte Materialien werden am Ende der Projektlaufzeit in einer Broschüre online veröffentlicht. Dieser Leitfaden soll Multiplikator_innen andernorts dazu anregen, diese modellhafte Struktur auf ihre Region zu übertragen.