Perspektivwechsel Plus
Antisemitismus- und Rassismuskritische Präventions- und Bildungsarbeit - Reflexionsräume. Bildungsprozesse. Veränderungsstrategien.
Die Wirklichkeit einer Migrationsgesellschaft braucht Bildungsansätze, die gesellschaftlicher Vielfalt Rechnung tragen und Kritik an diskriminierenden Verhältnissen ermöglichen. Wie können fest eingeschriebene, unbequeme Phänomene – wie Antisemitismus und Rassismus – besprechbar gemacht werden? Und welche Räume werden dafür benötigt? Hier setzt das Projekt Perspektivwechsel Plus mit selbstreflexiven und machtkritischen Zugängen an. Diese eignen sich besonders, Veränderungen im Denken und Verhalten anzustoßen. Erst durch eine tiefgehende Betrachtung von individuellen und gesellschaftlichen Verflechtungen können diskriminierende Traditionen in ihrer Starrheit bewegt und wirksame Handlungsformen entwickelt werden.
Ablauf und Angebote
Das Projekt bietet ein breitgefächertes Bildungsangebot, bei dessen Entwicklung die aus dem Vorgängerprojekt Perspektivwechsel gewonnen Erfahrungen zugrunde gelegt werden konnten. Während das Angebot auch eintägige Workshops und Fachveranstaltungen umfasst, liegt der Schwerpunkt auf langfristig angelegten Kooperationen und nachhaltigen Bildungsprogrammen mit curricularem Durchführungsformat. Bei langfristig angelegten und modular aufgebauten Bildungsprogrammen hat sich eine Dauer von 5 zweitägigen Modulen als wirkungsvoll erwiesen.
In den Seminaren werden Fragen von Zugehörigkeit, Anerkennung und Teilhabe, die die gegenwärtige Migrationsgesellschaft kennzeichnen, aufgegriffen und gemeinsam bearbeitet. Das Projekt fokussiert alle Formen der Gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit (GMF) in ihren historischen und aktuellen Dimensionen, sieht seine zentralen Schwerpunkte jedoch in der Antisemitismus- und rassismuskritischen Bildungsarbeit . Zur Bearbeitung genannter Themen wird eine besondere Aufmerksamkeit für Identitätsfragen, Perspektiven- und Erfahrungsvielfalt, Emotionen und Distanzierungsbedürfnisse aller Beteiligten vorausgesetzt. Dazu gehört vor allem die Bereitschaft zur Reflexion im Hinblick auf unterschiedliche Lebenswirklichkeiten sowie das Wissen um ausgrenzende und diskriminierende Zuordnungen im gesellschaftlichen Machtgefüge und die aktive Miteinbeziehung des eigenen biographischen Hintergrundes sowie gesellschaftlichen Standortes). Die Grundlage für den projekteigenen Dialogischen Reflexionsansatz bildet der Anti-Bias-Ansatz mit seiner macht- und diskriminierungskritischen Ausrichtung. Die jeweilige Schwerpunktsetzung sowie Gewichtung der Inhalte einzelner Bildungsangebote wird auf die Zielgruppe zugeschnitten, entlang der drängenden Praxisfragen und je nach gewähltem Seminarformat.
Gelingensfaktoren
Um Antisemitismus- und Rassismusprävention als Handlungsfeld zu etablieren, ist es notwendig Fachkräfte und Multiplikator*innen auszubilden, so dass sie die genannten Abwertungsphänomene in ihrer Spezifik und ihren Verschränkungen erkennen, verstehen und Entgegnungsstrategien entwickeln können. Dabei ist die Gewinnung lokaler Kooperationspartnerschaften sowie die Bereitschaft von Fachkräften sich auf langfristige Fortbildungsprozesse einzulassen ein wichtiger Indikator für den Bedarf, aber auch den Erfolg unserer differenzsensiblen- und diskriminierungskritischen Bildungsansätze.
Lessons Learned
Die Fortbildungsangebote sind zielgruppenspezifisch und auf arbeitsfeldbezogene Besonderheiten zugeschnitten. Mittels kollegialer Fallberatung, bedarfsorientierter Praxisbegleitung und themenbezogener Supervision von Fach-, aber auch Führungskräften sollen neben individuellen Veränderungsprozessen auch institutionelle Reflexionsprozesse angeregt und somit strukturellen Veränderungen ermöglicht werden. Neben den Kriterien der Zielgruppen- und Prozessorientierung haben sich kurzfristige Angebote, die auf aktuelle Debatten und Diskurse reagieren, sowie niedrigschwellige und kurzfristige Angebote als wichtig und unerlässlich erwiesen um antisemitismus- und rassismuskritische Bildungsarbeit zugänglicher zu machen.