Click! Digitale Trainings zur Rechtsextremismusprävention
Sich mit dem eigenen Rassismus und Gewaltneigungen auseinandersetzen – räumlich und zeitlich unabhängig und begleitet von pädagogischen Fachkräften
Warum habt ihr das Projekt ins Leben gerufen?
Rechtsextremismus, Hass und Gewalt sind Phänomene von gesellschaftlicher Relevanz. Drudel 11 e.V. hat es sich mit mehreren Projekten zur Aufgabe gemacht diesen Themen zu begegnen. Wir möchten Menschen, die zu menschenfeindlichen Haltungen neigen oder Probleme mit Gewalt haben, dabei helfen eine andere Perspektive einzunehmen und neue Wege einzuschlagen. Ein Ansatz ist das Projekt CLICK!
Aus der jahrelangen Erfahrung mit vorurteilsreduzierenden Anti-Gewalt-Trainings im Thüringer Strafvollzug entstand die Idee, dieses bewährte Konzept in digitaler Form verfügbar zu machen. Damit können wir Gewalt- und Rechtsextremismusprävention schnell und einfach in verschiedene Einrichtungen bringen, ohne immer vor Ort zu sein.
Das digitale Format entspricht zudem der Lebenswelt junger Menschen und bietet durch die Anonymität einen angemessenen Schutzraum, um sich intensiv mit seinen Straftaten auseinander zu setzen. Besonderes Merkmal des Trainings ist der Messenger, mit dem wir eine räumlich und zeitlich unabhängige pädagogische Begleitung anbieten.
Wie läuft das Projekt ab?
Interessierte Einrichtungen wenden sich an uns und wir vereinbaren eine Projektvorstellung, in der wir auf alle Fragen und Bedarfe eingehen. Im Anschluss stellen wir dann ein Paket für die Einrichtung zusammen, mit einem individuell angepassten Kurs und einem Kontingent an Zugangsdaten für die Teilnehmenden. Die Einrichtung kann dann selbst entscheiden, in welchem Turnus die Jugendlichen am Training teilnehmen, wir beraten gerne zur optimalen Zeitgestaltung. Die Teilnehmenden bearbeiten selbstständig und jede:r für sich die Trainingseinheiten. Währenddessen können sie über unsere Messenger-Funktion mit unserem Projektteam kommunizieren. Dieser Chat ist anonym und vertraulich. Er kann dazu dienen, Unklarheiten zu beseitigen oder auch tiefer in ein Thema einzusteigen. Wir antworten bis allerspätestens 3 Werktage nach dem Login. Haben die Teilnehmenden das Training abgeschlossen, können wir der Einrichtung eine Rückmeldung geben, wenn das zum Beispiel im Rahmen von Weisungsauflagen gewünscht ist.
Was braucht ihr, damit das Projekt gelingt? Wo liegen mögliche Herausforderungen?
Die größte Herausforderung ist die sehr unterschiedliche technische bzw. infrastrukturelle Ausstattung unserer Kooperationspartnerschaften. Wir begegnen dieser Hürde zur Zeit, indem wir eine kleine Auswahl an Leihgeräten vorhalten und parallel das Training für die Offline-Nutzung optimieren.
Was habt ihr aus dem Projekt gelernt?
Das digitale Format wird von den Jugendlichen angenommen und kann in seiner Wirksamkeit mit vor-Ort-Angeboten mithalten und diese sinnvoll ergänzen. Evaluationsdaten zeigen, dass Teilnehmende in ihrer Empathie gestärkt werden, während die Aggressionslegitimation sinkt. Diese Ergebnisse ermutigen uns, weiter auf das Konzept von digitalen Trainings zu bauen und es in weitere Bereiche zu tragen. Die strukturellen Gegebenheiten unseres Arbeitsfeldes weisen digitale Trainings als zukunftsträchtige Methode aus.
Neben der pädagogischen Expertise muss das Projektteam auch digital kompetent aufgestellt sein, denn auch in der pädagogischen Arbeit im Training stellen sich immer wieder einmal technische Herausforderungen. Mit einem multiprofessionellen Team wie dem unseren ist man dafür gut gewappnet.
Wie hat die Corona-Pandemie den Verlauf des Projekts beeinflusst? Welche kurzfristigen Lösungen habt ihr gefunden?
Die Pandemie hat uns vor allem gezeigt, dass wir mit dem digitalen Training auf dem richtigen Weg sind. Als der erste Lockdown begann, haben wir kurzfristig entschieden, die Anmeldung freizuschalten, sodass sich jede:r Interessierte selbsttätig auf unserer Plattform anmelden kann. Wir sind damit auf große positive Resonanz gestoßen.
Die Fragen beantworteten:
Yasmin Mergen und Daniel Speer