Demokratie in Kinderschuhen. Mitbestimmung und Vielfalt in katholischen Kitas
Fachkräfte dabei unterstützen Mitbestimmung von Kindern im pädagogischen Alltag möglich zu machen.
Warum habt ihr das Projekt ins Leben gerufen?
Im Arbeitsfeld von (katholischen) Kindertageseinrichtungen setzen sich bundesweit Fach- und Leitungskräfte, Träger und Akteur:innen auf allen Ebenen mit großem Engagement und hoher Fachkenntnis für Demokratie und Vielfalt ein. Konkret stehen dabei folgende Themen im Fokus:
- Die Umsetzung der Kinderrechte einschließlich der Rechte auf Mitbestimmung und freien Meinungsbildung für alle Kinder („Für eine Kultur des Mitgestaltens“).
- Die Verwirklichung einer an den Menschenrechten orientierten Pädagogik der Vielfalt, die auf gleiche Rechte zielt und die Vielfalt und Komplexität von Menschen und ihren Lebenslagen berücksichtigt – insbesondere angesichts der offenkundigen Zunahme von menschenfeindlichen Äußerungen und diskriminierendem Verhalten im öffentlichen Raum („Für eine Kultur des Miteinanders“).
- Die Weiterentwicklung von Angeboten der Kindertageseinrichtungen zu Familienzentren oder anderen Strukturen, die Familien fördern, selbstbestimmt zu leben und ihr Lebensumfeld partizipativ mitzugestalten („Für eine Kultur des demokratischen Engagements“).
Das bundesweite Projekt „Demokratie in Kinderschuhen“ hat zum Ziel, an der Weiterentwicklung dieser Themen mitzuwirken und durch die Bereitstellung fachlicher Unterstützungsleistungen flächendeckend in die Praxis zu übertragen.
Der Transfer von Projektergebnissen in die Kindertageseinrichtungen wird dadurch begünstigt, dass der KTK-Bundesverband eine große Anzahl von Kindertageseinrichtungen in Deutschland direkt über seine verbandlichen Strukturen erreichen kann. So befinden sich bundesweit knapp ein Sechstel der Kindertageseinrichtungen in katholischer Trägerschaft. Rund 8.000 katholische Kindertageseinrichtungen sind im Verband organisiert. Durch die strukturelle Einbindung in den Kooperationsverbund mit den Diözesan-Caritasverbänden sowie die Zusammenarbeit mit den Bischöflichen Ordinariaten erreicht der KTK-Bundesverband alle katholischen Kindertageseinrichtungen in Deutschland.
Wie läuft das Projekt ab?
Die Ergebnisse des Projekts werden anhand folgender Handlungsziele bundesweit in der Fläche implementiert:
- Für eine Kultur des Mitgestaltens – demokratische Kompetenzen von Kindern stärken. Das Projekt soll seine Zielgruppen darin unterstützen, die Mitbestimmungsrechte von Kindern in den Zielen und dem pädagogischen Alltag ihrer Kitas zu verwirklichen.
- Für eine Kultur des Miteinanders – Kitas gegen Ausgrenzung und Ungleichwertigkeit. Das Projekt soll seine Zielgruppen stärken, eine an den Menschenrechten orientierte Pädagogik der Vielfalt umzusetzen.
- Für eine Kultur des demokratischen Engagements – die Eigeninitiative von Eltern im Sozialraum unterstützen. Das Projekt soll die Zielgruppen darin ermutigen, Engagement und Eigeninitiative von Eltern durch sozialräumliche Arbeit zu befördern.
Zur Umsetzung dieser Handlungsziele werden:
- fachbezogene Inhalte für die bundesweite Fachpraxis in Fachzeitschriftenartikeln (z.B. in der „Welt des Kindes“), auf der Projektwebseite oder im Rahmen des Projektnewsletters aufbereitet.
- Impulsmaterialien und Arbeitshilfen für Multiplikator:innen sowie für Fachkräfte und die Fachöffentlichkeit entwickelt und publiziert.
- Fachtagungen, Fortbildungen und Online-Seminare angeboten.
- Ergebnisse und Erkenntnisse des Projekts bei Projektträgern auf allen Ebenen des Programms „Demokratie leben!“ beworben und Vernetzung und Kooperationen mit anderen Projektträgern gepflegt.
- ein Demokratie-Projekt für Fachschulen und Fachakademien für Erzieher:innen entwickelt und 2021/2022 an drei katholischen Ausbildungsstätten für Erzieher:innen umgesetzt. Im Rahmen dieses Projektformates sollen angehenden Fachkräften verstärkt Selbstwirksamkeit und demokratischer Mitgestaltung im schulischen Alltag erfahren.
Informationen zu aktuellen Projetangeboten finden sich auf der Projektwebseite.
Was braucht ihr, damit das Projekt gelingt? Wo liegen mögliche Herausforderungen?
Um erprobte Arbeitsansätze im Feld der Demokratiestärkung und Vielfaltgestaltung in der Kindertagesbetreuung zu verbreiten, ist die Kooperation im gemeinsamen Begleitprojekt „Demokratie und Vielfalt in der Kindertagesbetreuung“ sowie mit Projektträger:innen aus dem Bundesprogramm „Demokratie leben!“ und mit sonstigen Akteur:innen aus Wissenschaft, Forschung und Praxis ein wichtiger Gelingensfaktor. Die Aufgabe, Projektergebnisse auf die Fläche zu übertragen, wird dadurch begünstigt, dass der KTK-Bundesverband eine große Anzahl von Kindertageseinrichtungen in Deutschland direkt über seine bestehenden verbandlichen Strukturen erreichen kann. So erreichen die produzierten Materialien einen breiten Verteiler und die Projektveranstaltungen eine hohe Nachfrage und es werden Diskussions- und Reflexionsräume für die Themen Partizipation und Akzeptanz von Vielfalt im Verband eröffnet und ausgebaut.
Im Rahmen des Projekts kann jedoch nicht umfassend evaluiert werden, inwiefern die Projektmaßnahmen dazu beitragen, Projektthemen in die Teams vor Ort zu übertragen beziehungsweise zu vermitteln. Eine Herausforderung bleibt es mit unserem auf Bundesebene angesiedelten Projekt sicherzustellen, dass das Wissen – das sich Leitungs- und Fachkräfte beispielsweise bei Fachtagungen, Online-Seminaren oder in Weiterbildungen aneignen – auch in den jeweiligen Kita-Teams (in knapp 8.000 Mitgliedseinrichtungen) weitervermittelt wird.
Wie hat die Corona-Pandemie den Verlauf des Projekts beeinflusst? Welche kurzfristigen Lösungen habt ihr gefunden?
Seit März 2020 herrscht aufgrund der Corona-Pandemie Planungsunsicherheit – insbesondere in Bezug auf die Planung von Präsenzveranstaltungen und Dienstreisen. Dadurch wurde und wird den Projektmitarbeitenden die Vernetzung mit relevanten Akteur:innen und neuen Kooperationspartner:innen im Arbeitsfeld – welche gerade zu Projektbeginn so wichtig ist – erschwert. Auch der Planungsaufwand erhöhte sich für die Projektmitarbeitenden. So mussten beispielsweise Veranstaltungen mehrmals umgeplant und aufgrund von neuen finanziellen Anforderungen ein Änderungsantrag gestellt werden.
Zum Austausch und zur Vernetzung werden seit März 2020 verstärkt Videokonferenz- und andere digitale Tools genutzt. So wurden 2020 beispielsweise kurzfristig Online-Seminare zur projektrelevanten Themen für die Zielgruppen angeboten.
Erste Befunde deuten darauf hin, dass sich die Corona-Pandemie für Kinder aus sozial benachteiligten Familien, die schon vor der Corona-Pandemie von Bildungsbenachteiligung betroffen waren, negativ auf ihre Bildungschancen auswirkt. Die Corona-Pandemie verdeutlicht damit nochmals, dass die Angebote in Kindertageseinrichtungen so gestaltet sein müssen, dass sie die Chancengleichheit von Kindern unterstützen. Damit wird unterstrichen, wie wichtig der ebenenübergreifende Einsatz für Demokratiestärkung und Vielfaltgestaltung in Kindertageseinrichtungen ist.
Die Fragen beantwortete:
Simone Haaf, Projektleitung