Ableismus
Woher kommt der Begriff?
Der Begriff Ableismus kommt aus dem englischen und ist an das Wort „abelism“ angelehnt. Er setzt sich zusammen aus „able“ (fähig sein) und „ismus“. Die US-amerikanischen „Behindertenbewegung“ verwendete den Begriff zum ersten Mal in den 1970er Jahren 1(vgl. Diversity Arts Culture: 2021).
Was bedeutet der Begriff?
Der Begriff steht für „Behindertenfeindlichkeit“ und beschreibt die diskriminierende und ungleiche Behandlung von Menschen mit körperlicher oder psychischer Beeinträchtigung. Dabei werden betroffene Menschen auf ihre Behinderung reduziert und dadurch als minderwertig gekennzeichnet. Der Begriff verdeutlicht, dass Menschen mit Behinderung unter Stereotypen leiden, die sie abwerten (vgl. ebd.).
Was hat Ableismus für Auswirkungen?
Für Menschen, die von Ableismus betroffen sind, bedeutet dies häufig, dass sie eine Ausnahme sind und dadurch von der Mehrheitsgesellschaft ausgeschlossen werden. Sie erfahren dadurch aktiv Diskriminierung und werden nicht als gleichwertig gesehen. Dies kann oftmals zu Verunsicherung bei den betroffenen Menschen sowie zu Identitätsproblemen und sozialem Rückzug führen 2(vgl. Arnade 2016: 4).
Beispiele für Ableismus
Bei Veranstaltungen müssen sich Menschen mit Behinderung im Vorfeld extra ankündigen und die Gegebenheiten vor Ort klären. Zum Beispiel müssen sie sich darüber informieren, ob es einen barrierefreien Eingang gibt oder eine Übersetzung in Gebärdensprache gewährleistet ist. Auch in den Medien erfahren Menschen mit Behinderung durch stereotype Darstellungsmuster Ableismus. Sie bekommen oft nur Film-oder Fernsehrollen, bei denen sie eine behinderte Person spielen sollen oder nicht-behinderte Schauspieler:innen erhalten die wenigen Rollen, die es für Menschen mit Behinderung gibt. Es gibt zwei Formen des Ableismus:
„abwertender Ableismus“
Der sogenannte „abwertende Ableismus“ zeigt sich darin, dass Menschen mit Behinderung aktiv für ihre Beeinträchtigung diskriminiert werden. Ein Beispiel: Eine im Rollstuhlsitzende Person benötigt beim Einsteigen in den Bus die Rampe. Die/der Busfahrer:in reagiert genervt und äußert: „Können Sie nicht zu einer anderen Tageszeit Busfahren? Sie halten den Verkehr auf“ 3(vgl. Aktion Mensch 2021). Oder aber in Sätzen wie „Man sieht dir nicht an, dass du krank bist,“ oder „Andere haben es schwerer als du“ 4(vgl. Teilhabeberatung 2021).
„aufwertender Ableismus“
Der sogenannte „aufwertende Ableismus“ zeigt sich darin, dass Menschen mit Behinderung für die Erledigung von alltäglichen Dingen von Menschen ohne Behinderung dafür gelobt werden. Ein Beispiel: Die im Rollstuhlsitzende Person antwortet dem Busfahrer, dass sie zu dieser Uhrzeit den Bus nehmen muss, da sie zur Arbeit fährt. Der/die Busfahrer:in erwidert darauf: „Das ist aber klasse, dass Sie trotz Ihres Rollstuhls einen Beruf ausüben.“ (vgl. ebd.).
Strategien zum Umgang mit Ableismus
Zum einen kann ein Austausch mit anderen Menschen mit Behinderung den von Ableismus betroffenen Menschen helfen, ihre Erfahrungen zu teilen und sich dadurch weniger allein zu fühlen. Das Bewusstsein darüber, wann und wie Ableismus stattgefunden hat wird oft erst durch einen Austausch sichtbar. Das Erkennen von Ableismus ist wichtig, um sich gezielt dagegen zu wehren und kann dabei helfen, sich vor den negativen Gefühlen (Wut, Ohmacht, Hilflosigkeit) zu schützen5(vgl. Arnade 2016: 14).
Auch wenn dies schwer fallen kann, sollten betroffene Personen ihr Selbstwertgefühl stärken und einen Anspruch auf ihre Wertschätzung entwickeln. Hierbei kann es helfen, wenn man sich bewusst macht, was man alles kann und geschafft hat. Es ist zusätzlich wichtig, auf die ungerechte Behandlung aufmerksam zu machen. Im besten Fall sucht man sich Hilfe in Form von Beschwerdestellen, Angehörigen oder Rechtsbeistand. Von Ableismus betroffene Menschen könnten sich Strategien zurechtlegen, wie sie in diskriminierenden Situationen reagieren können. Durch bestimmte Antwortsätze, die sich auf unterschiedliche wiederkehrende Situationen anwenden lassen, können sie sich aus einer möglichen Ohnmacht schnell befreien (vgl. ebd.).
Grundsätzlich ist es wichtig, dass in der Gesellschaft mehr über Ableismus bei Menschen mit und ohne Behinderung gesprochen wird und nicht nur betroffene Menschen in der Position sind, sich selbst zu schützen (vgl. ebd.).
Zum Weiterlesen
- Flyer zum Thema Ableismus der Amadeu Antonio Stiftung https://www.vielfalt-mediathek.de/material/zusammenleben-in-der-migrationsgesellschaft/abwertung-von-menschen-mit-behinderung
- Buchner, Tobias/ Pfahl, Lisa/ Traue, Boris (2015): Zur Kritik der Fähigkeiten: Ableismus als neue Forschungsperspektive der Disability Studies und ihrer Partner_innen https://www.inklusion-online.net/index.php/inklusion-online/article/view/273/256
- Fachinformation zum Thema Ableismus der Amadeu Antonio Stiftung https://www.vielfalt-mediathek.de/material/zusammenleben-in-der-migrationsgesellschaft/ausgrenzung-von-menschen-mit-behinderungen-was-ist-das-was-geht-mich-das-an-was-kann-ich-dagegen-tun
Quellen
Aktion Mensch (2021): Was ist Ableismus? https://www.aktion-mensch.de/dafuer-stehen-wir/was-ist-inklusion/ableismus (letzter Aufruf: 01.02.2022)
Arnade, Sigrid Dr. (2016): Ableismus erkennen und begegnen. Strategien zur Stärkung von Selbsthilfepotenzialen. Interessenvertretung Selbstbestimmtes Leben in Deutschland e.V. 1. Auflage
Diversity Arts Culture (2021): Ableismus https://diversity-arts-culture.berlin/woerterbuch/ableismus (letzter Aufruf: 01.02.2022)
Teilhaberatung (2021): https://www.teilhabeberatung.de/woerterbuch/ableismus (letzter Aufruf: 01.02.2022)