Einmal Brainwash und zurück
Das Projekt „Brainwash“ richtet sich an alle Jugendlichen, junge Erwachsenen, Schulklassen und Jugendgruppen, die Lust haben sich mit dem Thema rund um Verschwörungsmythen zu befassen und herausfinden wollen, was es damit auf sich hat.
Warum habt ihr das Projekt ins Leben gerufen?
Die Projektidee ist zu einer Zeit entstanden, als „QAnon“ und die damit verbundene „Pizzagate“-Verschwörungserzählung auch in Deutschland immer mehr Verbreitung fand. Der Bedarf an dem Thema fand sich außerdem in unserer Arbeit mit Jugendlichen wieder, da sich die Verschwörungsmythen zur „Klimalüge“, zum „großen Austausch“ oder zur „jüdischen Weltverschwörung“ insbesondere auch über Social Media verbreiten.
Verschwörungsmythen gefährden nicht nur die Demokratie als solche, sondern sie gefährden auch ganz konkret Menschenleben. So wurde der rechtsterroristische antisemitische, rassistische und misogyne Anschlag auf die Synagoge in Halle 2019 vom Täter u. a. verschwörungsideologisch begründet. Aber auch die jetzigen Angriffe im Rahmen von Coronaleugner:innen-Demos zeigen deutlich diese Gefahr.
Uns geht es darum, wie Dr. Michael Blume (Antisemitismusbeauftragter des Landes BW) schreibt, den Reiz des Verschwörungsglaubens zu entmystifizieren. Wir sehen bisher noch Lücken, was geeignete Methoden zur Thematisierung und Auseinandersetzung mit dem Thema bei jungen Menschen angeht. Hier wollen wir mit unserem Projekt einen Beitrag leisten.
Wie läuft das Projekt ab?
Das Projekt „Einmal Brainwash und zurück“ hat zum Ziel, das Thema Verschwörungsmythen für junge Menschen erlebbar zu machen. Dazu entwickeln wir verschiedene reale und virtuelle Erlebniswelten.
Das Projekt richtet sich dabei an zwei Zielgruppen.
Zum einen bilden wir junge Erwachsene zu „Conspiracy Busters“ aus. Sie erhalten hierdurch vertiefendes Wissen zu Verschwörungsmythen. Die „Conspiracy Busters“ unterstützen uns bei der Entwicklung von Erlebniswelten und begleiten diese auch als Co-Referent:innen. Dabei ist uns wichtig, junge Menschen aus unterschiedlichen Kontexten zu erreichen und deren Stimme sichtbar zu machen.
Bisher bereits entwickelte Erlebniswelten sind z. B. das mobile Theaterstück „Sofies Mind:Truck“, eine interaktive und mobile Ausstellung oder eine Online-Verschwörungsmythen-Welt. Über den Projektverlauf hinweg werden weitere Erlebniswelten entwickelt (z.B. VR-Erlebnis).
Das Projekt richtet sich außerdem an Kinder und Jugendliche als Nutzer:innen unserer Angebote. Über unsere Homepage sind die verschiedenen Erlebniswelten kostenlos für Gruppen buchbar. Die Erlebniswelten unterscheiden sich dabei meist durch den Fokus des Inhalts, die Dauer und mögliche Voraussetzungen. Einige Erlebniswelten sind mobil oder online und können in ganz BW gebucht werden, andere sind hingegen standortgebunden.
Was braucht ihr, damit das Projekt gelingt? Wo liegen mögliche Herausforderungen?
Damit das Projekt gelingt, braucht es regelmäßig junge Erwachsene, die sich als „Conspiracy Busters“ ausbilden lassen und die Lust haben, uns in der Umsetzung zu unterstützen. Zudem freuen wir uns auch über Anfragen von Jugendgruppen, die unsere Erlebniswelten austesten möchten. Womit wir nicht gerechnet haben bei Projektbeginn, war die enorme Komplexität und Vielfältigkeit des Themas und die damit einhergehenden Herausforderungen bei der Entwicklung der Erlebniswelten. Es ist oft ein Balanceakt zwischen dem Wunsch, das Thema möglichst umfassend zu bearbeiten und der Notwendigkeit von Komplexitätsreduzierung, um dennoch ansprechend und zielgruppenorientiert zu bleiben.
Wie hat die Corona-Pandemie den Verlauf des Projekts beeinflusst? Welche kurzfristigen Lösungen habt ihr gefunden?
Leider hat uns die Corona-Pandemie, wie viele andere auch, zu einem frühen Zeitpunkt des Projekts erwischt. Die Zielgruppengewinnung war und ist bis jetzt deutlich erschwert und auch die Planbarkeit leidet natürlich sehr.
Wir haben uns daher zunächst verstärkt auf die Entwicklung von Erlebniswelten fokussiert. Um möglichst handlungsfähig bei Einschränkungen zu bleiben, haben wir extra Online-Erlebniswelten entwickelt und versuchen auch auf den öffentlichen Raum mehr zurückzugreifen.
Inhaltlich hatte die Corona-Pandemie für uns zudem die Auswirkung, dass das Thema Verschwörungsmythen aktueller denn je wurde. Die Verschwörungserzählungen rund um das Corona-Virus haben wir daher in vielen unserer Methoden bearbeitet.
Die Fragen beantwortete:
Alena Kraut