documenta fifteen. „Es wurde eine dunkelrote Linie überschritten“
Die "documenta fifteen" wollte vieles anders machen. Sie verlagerte den Blick von der eurozentristisch-geprägten Sicht auf die Welt der Kunst hin auf die Perspektive des "Globalen Südens". Dazu beauftragte man das indonesische Künstlerkollektiv ruangrupa mit der künstlerischen Leitung der Ausstellung. Bei so viel Enthusiasmus und hehren Zielen übersahen die Macher jedoch bedenkliche Einstellungen bei manchen der Mitglieder des Künstlerkollektivs. Diese standen der BDS-Bewegung nahe, die zumindest in Teilen offen antisemitisch auftritt. Aber auch als Bedenken hinsichtlich der Ausrichtung der "documenta fifteen" in diesem Zusammenhang öffentlich geäußert und auch Unterstützung dazu angeboten wurde, ignorierten die Ausrichter das zunächst. Aber auch sie merkten bald, dass sich etwas zusammenbraute, was sie unterschätzt hatten. Allerdings sagte man die eilig organisierten Gesprächspodien, die zu einer Annäherung beitragen sollten, wieder ab. Sie seien, so die Kritiker:innen, zu einseitig besetzt. Vor Beginn der Ausstellung fand daher keine befriedigende Klärung statt.
Als die Ausstellung stattfand, sahen sich die Kritiker:innen jedenfalls bestätigt. Mehrere Werke waren entweder offen antisemitisch oder zumindest im Graubereich zu verorten. Die 15. Ausgabe der documenta wird daher in Erinnerung bleiben als Skandal, der noch längst nicht abgeschlossen aufgearbeitet wurde, schon gar nicht für die von Antisemitismus-Betroffenen.
Der vorliegende Band sammelt Stimmen und Perspektiven auf die 15. Ausgabe der documenta. Er setzt sich dabei mit Fragen nach dem Warum und nach der zukünftigen Bedeutung auseinander.
Antisemitismus, Demokratie, Konfliktbearbeitung, Politische Bildung