Forumtheater
Was ist das Forumtheater?
Das Forumtheater („Theater der Unterdrückten“) ist eine Methode des Empowerments, die eine benachteiligte Gruppe dazu befähigen soll, die eigenen Interessen und Ziele zu formulieren und für diese einzustehen. Es soll der Bewusstseinsbildung und Friedensförderung dienen sowie Sensibilisierung für soziale Konflikte schaffen und verschiedene Sichtweisen von Konflikten sichtbar machen 1(vgl. forum theater in szene). Dabei wird die Grenze zwischen dem Publikum und der Bühne aufgelöst.
Woher kommt das Forumtheater?
Das Forumtheater ist eine Methode, die zu dem Konzept des „Theater der Unterdrückten“ gezählt wird. Entwickelt wurde das Konzept des „Theater der Unterdrückten“ in den 1970er Jahren von dem brasilianischen Theaterpädagogen Augusto Boal. Dazu zählen Methoden wie das Forumtheater, das Zeitungstheater, das Unsichtbare Theater und das Legislative Theater. Dabei spielen immer die „Unterdrückung“ und die Lösung eines Konflikts die zentrale Rolle 2 (vgl. Lumplecker 2022).
Wozu kann Forumtheater genutzt werden?
Das Forumtheater kann in verschiedenen Formen eingesetzt werden: in der Konfliktberatung, der rassismuskritischen Arbeit, der Pädagogik, der sozialen Arbeit, der Präventionsarbeit oder in Zivilcourage-Trainings. Das Forumtheater bietet Gruppen oder Personen, die sich von der Mehrheitsgesellschaft ausgeschlossen oder benachteiligt fühlen, wenig Vertrauen in pädagogische Angebote haben oder kulturelle oder politische Veranstaltungen eher fern bleiben, die Möglichkeit, sich zu befähigen und ihre Forderungen klar zu benennen 3 (vgl. Wilckens).
Wie funktioniert Forumtheater?
Beim Forumtheater werden Konfliktszenen mit dem anwesenden Publikum gemeinsam besprochen und verschiedene Handlungs- und Lösungsmöglichkeiten erarbeitet. Dabei nehmen die Betroffenen verschiedene Perspektiven ein und erweitern somit ihren Handlungsspielraum. Gleichzeitig eröffnen sich den Zuschauer:innen, die vorher wenig Einblick in die Problematik der Zielgruppe hatten, neue Blickwinkel. Das auf eine spielerische Art und Weise Gelernte kann in soziale und politische Räume übertragen werden 4(vgl. Wrentschur 2019: 83).
Ablauf
Zunächst wird der Konflikt in einer oder mehreren Szenen gezeigt. In dieser Szene muss deutlich werden, was der:die Protagonist:in will und welche Schwierigkeiten ihm/ihr begegnen. Dabei gibt es immer mindestens eine:n Gegenspieler:in. Bei den besprochenen Konflikten handelt es sich um keine abstrakten Probleme. Nachdem der Konflikt dargestellt wird, erfolgt die „Forumphase“. Diese wird von einem:einer Moderator:in angeleitet. Dabei fragt er:sie das Publikum nach Lösungsvorschlägen, um den Konflikt zu lösen, die von den Zuschauenden auf der Bühne zusammen mit den Schauspieler:innen demonstriert werden. Im Anschluss werden unter der Leitung der moderierenden Person die Wirkungen der jeweiligen Lösungen den Zuschauenden mitgeteilt 5(vgl. forum theater in szene).
Ziel des Forumtheaters
- Möglichkeit, um Ideen und Vorschläge für Veränderungen und Lösungen auszuprobieren und nachhaltige Lösungsvorschläge zu entwickeln
- Kennenlernen von unterschiedlichen Lebensrealitäten und Betroffenheiten -> Förderung von gegenseitigem Verständnis
- Sprachliche Ebene mehr Ausdruck durch körperliche Herangehensweise geben
- Fördern von politischem Dialog durch kreative Ausdrucksform
Mögliche Kritikpunkte:
Es kann sein, dass Zuschauer:innen an ihre Grenzen stoßen und es zu keiner Lösung kommt. Oder aber die gefundene Lösung funktioniert für den oder die Zuschauer:in nicht. Dadurch können Frustrationen bei den Betroffenen auftreten, mit denen sie am Ende nach der Übung alleine gelassen werden. Außerdem besteht keine Garantie dafür, dass die Lösungsansätze für die Zuschauer:innen funktionieren beziehungsweise in deren Alltag integriert werden können.
Zum Weiterlesen
- Mädchentreff Bielefeld e.V. (2002): Girls Act! Anti-rassistische Mädchenprojekte in Kooperation mit Schule. Bielefeld URL: https://www.vielfalt-mediathek.de/material/rassismus/girls-act-anti_rassistische-maedchenprojekte-in-kooperation-mit-schule
- Zumhof, Tim (2012): Pädagogik und Poetik der Befreiung. Der Zusammenhang von Paulo Freires Befreiungspädagogik und Augusto Boals „Theater der Unterdrückten“. Waxmann Verlag. Münster
Quellen
Lumplecker, Stefan (2022): Über Augusto Boal. Paolo Freire Zentrum. URL: https://www.pfz.at/paulo-freire/augusto-boal/ (zuletzt eingesehen 14.03.2022)
Forumtheater inszene (2022): Was ist Forumtheater? Soziale Herausforderungen meistern mit Forumtheater inszene. URL: https://forumtheater-inszene.de/was-ist-forumtheater/ (zuletzt eingesehen 14.03.2022)
Wegweiser Bürgergesellschaft (2022): Forumtheater/Legislatives Theater: Methodenbeschreibung. URL: https://www.buergergesellschaft.de/mitentscheiden/methoden-verfahren/buergerbeteiligung-in-der-praxis-methoden-und-verfahren-von-a-z/forumtheater-legislatives-theater/methodenbeschreibung (zuletzt eingesehen 14.03.2022)
Wilckens, Friderike (2011): Forumtheater. Bundeszentrale für politische Bildung. URL: https://www.bpb.de/gesellschaft/bildung/kulturelle-bildung/60265/forumtheater?p=1 (zuletzt eingesehen 14.03.2022)
Wrentschur, Michael (2019): Forumtheater als Werkzeug szenisch-partizipativer Forschung in der Sozialen Arbeit. Verfahrensweisen, Projektbeispiele und methodische Reflexionen. In: Österreicherische Zeitschrift für Soziologie 44, 83-102. URL: https://link.springer.com/article/10.1007/s11614-019-00367-y (zuletzt eingesehen 14.03.2022)