Resonanzerfahrung im Kontext von Wertebildung als Antisemitismusprävention
Ein schwerwiegendes Problem der Antisemitismusprävention ist die Wirkmächtigkeit von Antisemitismus. Durch alle Bevölkerungsschichten, politische Ideologien (natürlich bei manchen mehr, bei manchen weniger) und religiösen Überzeugungen dient Antisemitismus der Bewältigung von Verunsicherung. Es ermöglicht einfache Erklärungen für komplizierte und komplexe Probleme und ist damit allzu oft gegen kognitive Dekonstruktion und moralische Appelle resistent. Von daher muss die gegenwärtig gängige Antisemitismusprävention scheitern, da sie versucht, mit kognitiver und moralischer Argumentation zu überzeugen.
Von dieser Prämisse geht das Modellprojekt "Tikkun – Wertebildung und Kompetenzförderung: FÜR Menschenwürde und Demokratie" zumindest aus. Das Projekt verfolgt den Ansatz einer politischen Wertebildung zur Prävention von Antisemitismus für Jugendliche (v. a. aus nicht bildungsprivilegierten Milieus). Das Besondere an dem Ansatz des Modellprojekts "Tikkun" ist es, dass es nicht auf die direkte Thematisierung von Antisemitismus und die (kognitive) Dekonstruktion antisemitischer Vorurteile, Ideologeme und Weltauffassungen zielt. Vielmehr stellt es die Wertebildung für Demokratie, Menschenrechte und die ihnen zugrundeliegende universalistische, aufgeklärt-humanistische Ethik unter Einbeziehung des diesbezüglichen Beitrages des Judentums in den Vordergrund.
Das vorliegende Papier reflektiert Erfahrungen aus der Arbeit mit dem oben genannten Ansatz und welche Gelingensbedingungen dafür gegeben sein müssen.
Antisemitismus, Jugendarbeit, Konfliktbearbeitung, Nationalsozialismus, Politische Bildung, Rechtsextremismus, Religiöse Radikalisierung, Vorurteile