„Läuft bei Dir!“
Konzepte, Instrumente und Ansätze der antisemitismus- und rassismuskritischen Jugendarbeit
Ausgangspunkt des Projektes war die Beobachtung, dass pädagogische Fachkräfte in Kinder- und Jugendfreizeiteinrichtungen oft unsicher sind, wie sie auf antisemitische und menschenfeindliche Äußerungen von Einrichtungsbesucher/-innen angemessen reagieren sollen und wie sie Jugendliche und Kinder zu kritischen Auseinandersetzung mit antisemitischen und menschenfeindlichen Haltungen anregen können. Hier setzte das Projekt an und baute dabei zugleich auf den Erfahrungen und Ergebnissen des durch den Verein für Demokratische Kultur in Berlin e.V. (VDK) im Rahmen des Bundesprogramms „VIELFALT TUT GUT.“ geförderten Projektes „amira – Antisemitismus im Kontext von Migration und Rassismus“ auf. Das Modellprojekt wurde von der Amadeu Antonio Stiftung im Rahmen des Bundesprogramms TOLERANZ FÖRDERN – KOMPETENZ STÄRKEN durchgeführt. Weitere Förderer sind die Länder Berlin und Niedersachsen, die Landeshauptstadt Hannover und die Stiftung Pfefferwerk.
Inhalt
Die Broschüre thematisiert den Umgang mit Antisemitismus und Rassismus in der offenen Kinder- und Jugendarbeit. Es werden Konzepte und Strategien präsentiert, die im Rahmen des Modellprojektes erprobt und entwickelt wurden.
Vorgestellt werden umfangreiche theoretische Reflexionen als Grundlage der Arbeit. So wird offene Jugendarbeit als ein Ort nonformaler politischer Bildung stark gemacht, als ein Ort, der Jugendliche zur Reflexion und Selbstbestimmung befähigt. Hierbei werden die unterschiedlichen Bildungsbegriffe und ihre Relevanz in der offenen Jugendarbeit beleuchtet. Ferner wird die Relevanz des Begriffs der Gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit für die praktische pädagogische Arbeit diskutiert. Zudem werden Tendenzen zur Kulturalisierung in der Jugendarbeit kritisch reflektiert. Damit ist gemeint, dass Gruppenidentitäten wie bspw. die Gruppe der türkischstämmigen Jugendlichen durch besondere Angebote oder Erwartungshaltungen an die jeweiligen Jugendlichen erst konstruiert werden. Ein weiterer Beitrag diskutiert Interventionsformen von Jugendarbeiter/-innen bei antisemitischen Äußerungen im Jugendclub. Besondere Betrachtung erfährt hierbei auch der israelbezogene Antisemitismus. Hierbei wird eine belehrende, pädagogische Haltung, die eine hierarchische Beziehung zwischen Jugendarbeiter/-in und Jugendlichen herstellt, als wenig zielführend kritisiert. Zugleich gilt es, eigene Vorurteile zu reflektieren, da auch Pädagog/-innen davor nicht gefeit sind. Weitere Themen sind Empowerment in der Jugendarbeit mit Jugendlichen und Fachkräften „of Color“ sowie eine Analyse der Diskussionen Jugendlicher in den sozialen Medien angesichts des Gaza-Krieges 2014.
Der zweite Teil der Broschüre berichtet von den Erfahrungen in der praktischen Umsetzung. Es werden Ansatzpunkte diskutiert, mit welchen Strategien und Herangehensweisen in der offenen Jugendarbeit Symptome der Gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit langfristig und nachhaltig bearbeitet werden können. Die konzeptionellen Rahmenbedingungen des Modellprojektes ju:an werden vorgestellt. Anhand der Jugendarbeit in Jugendzentren in Hannover und Berlin wird die konkrete Umsetzung beleuchtet. Comedy, Geschichts- und Biografiearbeit, Tanztheater oder Veranstaltungswochen zum Heimatbegriff sind einige Beispiele. Abschließend schildern verschiedene Projektpartner in Interviews und in Statements aus der Praxis ihre Sicht auf die Arbeit im Rahmen des Modelprojekts.
Verwendung als Impuls- / Begleitmaterial
Die Handreichung eignet sich in erster Linie als Impulsmaterial für die eigene pädagogische Arbeit. Sie bietet sich an, den Umgang mit Antisemitismus und Rassismus in der eigenen offenen Jugendarbeit zu reflektieren.