„Mobile Interventionsteams gegen Rechtsextremismus im Sport“ (MITS)
Das Projekt wurde in 2007 gefördert durch das Bundesprogramm „kompetent. für Demokratie“ des BMFSFJ gestartet. Im Rahmen des Bundesprogramms „TOLERANZ FÖRDERN – KOMPETENZ STÄRKEN“ wurde es weiterentwickelt. Ausgangslage hierfür waren diverse rechtsextreme und rassistische Vorfälle in hessischen Sportvereinen, die an die Sportjugend Hessen herangetragen wurden. Daraus wurde die Notwendigkeit abgeleitet, Sportvereine in den Themen Diskriminierung, Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus zu stärken und zu unterstützen. Zugleich sind Sportvereine aber auch eine wichtige Ressource in der Arbeit mit rechtsextrem orientierten Jugendlichen vor allem im ländlichen Raum. Hier können die Jugendlichen über ihr Interesse am Sport erreicht und angesprochen werden. Dieser Ansatz ist zwar nur ein Aspekt des Projektes MITS, wird aber in dieser Darstellung besonders fokussiert.
Ablauf
Die „Mobilen Interventionsteams gegen Rechtsextremismus im Sport“ (MITS) verstehen sich als Beratungsangebot für hessische Sportvereine und Sportkreise. Dabei werden etwa fünf bis zehn hessische Vereine jährlich durch Beratungsangebote unterstützt. Grundlegende Fragen der Beratung sind u. a.:
Darüber hinausgehend bietet das Projekt Schulungen für Trainer und Vereinsbetreuer an, hält Vorträge bei Veranstaltungen und führt Workshops und Präventionsmaßnahmen selbst durch. Auch zu Vereinssatzungen, Mustermietverträgen oder bei der Entwicklung eines Vereinskodex unterstützt das Projekt.
Grundlage für die Arbeit des Projektes ist die Unterscheidung von Primärprävention, Früherkennung und Intervention. Primärprävention zielt darauf ab, Vereine eher allgemein für Rechtsextremismus zu sensibilisieren und sie als positive Sozialisationsinstanz für Jugendliche zu fördern. Im Rahmen der Früherkennung werden vor allem Vereine in gefährdeten Gebieten gestärkt. Damit sind Regionen mit einer starken und aktiven rechtsextremen Szene gemeint. Diese Vereine sollen in die Lage versetzt werden, rechtsextreme Erscheinungen frühzeitig zu erkennen und Jugendlichen ein attraktives Alternativangebot zu rechtsextremen Szenen zu bieten.
Beratung zur Intervention ist dann gefragt, wenn es bereits rechtsextreme Vorfälle im Verein gab. Hier gilt es, den Beteiligten Handlungssicherheit zu geben und die Situation genau zu klären. Der Spannungsbogen an möglichen Reaktionen verläuft hier zwischen Integration in den Verein und Ausschluss der betroffenen Personen aus dem Verein. Hier hilft das Beratungsangebot genau zu verstehen, welche Reaktion zielführender ist. Menschen mit einem gefestigten rechtsextremen Hintergrund bzw. Funktionsträger aus rechtsextremen Organisationen sollten keine vereinsinternen Ämter ausüben. Hier kann in bestimmten Fällen ein Ausschluss angebracht sein. Der Ausschluss von Jugendlichen mit eher ungefestigtem rechtsextremen Hintergrund hingegen birgt die Gefahr, dass diese sich erst recht rechtsextremen Szenen zuwenden. Hier haben Sportvereine aufgrund ihrer integrativen Wirkung das Potenzial, der Verfestigung rechtsextremer Einstellungen entgegenzuwirken.
Gelingensfaktoren
Zentral als erster Schritt ist das Erkennen und Verstehen der konkreten Herausforderung, vor der sich der jeweilige Verein sieht. Daraus leiten sich die nächsten Schritte ab. Die im Folgenden genannten Gelingensfaktoren beziehen sich vor allem auf die Arbeit mit rechtsextrem gefährdeten und orientierten Jugendlichen in Sportvereinen.
Neben Schule und Elternhaus sind Sportvereine oft eine wichtige Sozialisationsinstanz für junge Menschen. Trainer/-innen können dabei als wichtige Bezugspersonen für die Jugendlichen in Erscheinung treten. Hier ist es wichtig, dass gerade bei rechtsextrem gefährdeten und orientierten Jugendlichen die Beziehung durch Vertrauen und Anerkennung geprägt ist. Statt vorschnellen Versuchen zur Bekehrung oder Belehrung der Jugendlichen, ist es zumeist zielführender, diesen erst einmal Zuzuhören.
Um die Frage nach Ausschluss oder Integration der Jugendlichen, abwägen zu können, hilft die Einsicht über Einstiegsprozesse in den Rechtsextremismus. So können die Folgen für die Jugendlichen und die Frage, was ein Ausschluss wirklich bewirkt, offener diskutiert werden.
Allerdings darf nicht vergessen werden, dass Ehrenamtler/-innen keine ausgebildeten Sozialarbeiter/-innen sind. Sie können und sollen deren Arbeit nicht machen. Hier bedarf es einer professionellen Unterstützung durch externe. Dafür bietet sich eine Kooperation mit der Kinder- und Jugendhilfe an.
Lessons Learned
Sportvereine sind zwar zumeist flächendeckend auch im ländlichen Raum vertreten, zugleich aber oft nur mit geringen Ressourcen ausgestattet und durch Ehrenamtler/-innen getragen. Daher ist unbedingt die vereinseigene Logik zu berücksichtigen. Die Vorstellung des unpolitischen Sports ist weit verbreitet. Verbunden mit der Angst vor einem Imageverlust des Vereins bei rechtsextremen Vorfällen kann dadurch eine offene Auseinandersetzung behindert werden. Hier ist ein sensibler Umgang mit den Vereinen gefragt.
Zugleich ist es wichtig, dass es externe Mittel für die Beratung gibt, damit dies keine Eigenleistung der Vereine sein muss. Sonst läuft man Gefahr, einer Überforderung und Überfrachtung des Ehrenamtes Vorschub zu leisten.