Beratung für Eltern rechtsextremer Jugendlicher – Bedarfe, Erfahrungen, Praxis
Dokumentation des Fachgesprächs "Hast Du was mit Nazis zu tun?" am 22. Januar 2013 im Ministerium für Arbeit und Soziales, Magdeburg
Anlass des Fachgesprächs war, dass die mobilen Berater/-innen gegen Rechtsextremismus in Sachsen-Anhalt zunehmend Bedarfe von hilfesuchenden Eltern feststellten, wenn sich deren Kind rechtsextremen Jugendkulturen zuwendet. Konkrete und explizite Beratungsangebote für Eltern rechtsextrem orientierter Kinder gab es zu diesem Zeitpunkt im Land noch nicht. Ziel war daher der Transfer von Erfahrungen aus der Elternarbeit in Thüringen, Bremen und Sachsen in die mobile Beratung vor Ort. Somit sollte die Grundlage für eine Konzeptentwicklung für ein landesweites Beratungsangebot für Eltern geschaffen werden.
Inhalt
In einem teilweise wörtlichen Verlaufsprotokoll wird die Eröffnungsdiskussion des Fachtages wiedergegeben. Hier berichten Dr. Susann Juch (Drudel 11 e. V.), Andrea Müller (LidiceHaus) und Danilo Starosta (Kulturbüro Sachsen e. V.) von ihren Erfahrungen und Ansätzen in der Arbeit mit Eltern rechtsextrem orientierter Jugendlicher. Die Impulse für solche Angebote kamen oftmals aus der Ausstiegsarbeit, wo weniger die Jugendlichen, sondern vielmehr besorgte Eltern die Hilfetelefone nutzen würden. Die besorgten Eltern berichten oftmals, dass sie mit ihren Sorgen bei anderen Beratungsangeboten nicht ernst genommen würden. Ein wichtiges Thema in der Diskussion ist die Frage, wer bei der Elternberatung der eigentliche Klient der Beratungsarbeit ist. Richten sich die Angebote an die Eltern und bieten Hilfestellungen bei einem Problem oder sollen mittelbar über die Eltern die Jugendlichen erreicht werden? Ferner wird diskutiert, ob Elternberatung zu kurz greift und das Angebot als Angehörigenberatung gedacht werden muss.
Die Dokumentation beinhaltet zudem die Präsentationen des „Thüringer Beratungsdienst für Eltern, Kinder und Jugendliche“ von Drudel 11 e. V. Darin wird reflektiert, wo die Bedarfe liegen und mit welchen Ansätzen und Methoden diesen begegnet werden kann. Dabei wird zwischen der kindbezogenen Problematik und der eigenen Problematik der Eltern unterschieden. Auch die Ziele und Grenzen der Elternberatung und die Frage, ob ein Szeneausstieg durch Elternarbeit erreicht werden kann, sind ein wichtiges Thema. Die Präsentation des Kulturbüros Sachsen aus dem Projekt „Recall. Mit Eltern gegen rechts“ zeigt verschiedene Dimensionen der Elternarbeit auf. Es werden verschiedene Beratungsanlässe abhängig davon, wo die Eltern in ihrer individuellen Situation gerade stehen, vorgestellt.
In abschließenden Gesprächen in Kleingruppen sowie im Plenum wurde u. a. thematisiert, wann die rechtsextreme Orientierung der Jugendlichen in der Elternberatung auffällt. Die Vermutung wird diskutiert, dass dies vor allem im Zusammenhang mit Straffälligkeit der Fall ist. Zudem wird betont, dass eine rechtsextreme Orientierung häufig in Kombination mit anderen Problemlagen wie Sucht oder Schulden thematisiert wird.
Verwendung als Impuls- / Begleitmaterial
Die Dokumentation eignet sich als Impuls sowie zur Reflektion der eigenen Ansätze und Haltungen in der pädagogischen Arbeit mit Eltern rechtsextrem orientierter Jugendlicher.