Ein normales Familienleben
Interaktion und Kommunikation zwischen "rechten" Jugendlichen und ihren Eltern
_(Inhalt)_
Das „normale Familienleben“ im Titel der Studie hat eine doppelte Bedeutung. Zum einen ist damit der Wunsch nach einem normalen Familienleben beschrieben, wenn dieses durch eine rechtsextreme Einstellung der Kinder massiv gestört ist. Auf der anderen Seite spielt der Titel auch darauf an, dass teilweise ein „normales“ Familienleben durch die Eltern beschrieben wird, wenn die rechtsextremen Einstellungen der Kinder nicht als (massive) Störung erlebt werden.
Zentrale Fragen, die in der Studie untersucht werden, sind:
In den beiden einführenden, theoretischen Kapiteln werden zuerst Sozialisationsansätze und die Rolle des Sozialisationsortes Familie beleuchtet. Zudem werden der Begriff und das Phänomen Rechtsextremismus diskutiert und Erklärungsansätze für das Entstehen rechtsextremer Einstellungen nicht nur bei Jugendlichen vorgestellt. Im dritten Kapitel wird das methodische Design und die Erhebungsmethoden der Studie vorgestellt. Zur Untersuchung dieser Fragen wurden qualitative Interviews mit Eltern und Jugendlichen geführt.
Die Analyse der Interviews erfolgt in einem ersten Schritt getrennt nach den Jugendlichen (Kapitel 4) und den Eltern (Kapitel 5). Wichtige Kategorien dabei sind die politische Orientierung der Jugendlichen, Erfahrungen mit Gewalt, Habitus, Cliquen und Aktivitäten sowie die Familie. Hierbei werden die politische Sozialisation, Eltern-Kind-Beziehungen, Erziehungsstile und die Bedeutung anderer Familienmitglieder näher betrachtet. In einem sechsten Kapitel wird aus der Analyse der Interviews eine Typologie in der familiären Interaktion und Kommunikation entwickelt.
Konfliktarme familiäre Interaktion und das Gefühl einer familiären „Normalität“ ist vor allem dann gegeben, wenn eine relative Übereinstimmung zwischen den politischen Überzeugungen der Eltern und der Kinder besteht. Zudem legt ein eher autoritärer Erziehungsstil der Eltern oftmals einen Umgang mit dem Problem nahe, der auf eine konfliktarme Außenkommunikation in Schule und Nachbarschaft ausgeht. Als Belastung für den familiären Frieden wird hingegen erlebt, wenn die Eltern gegen die rechtsextreme Einstellung intervenieren. Ob dies gelingt oder zu einem Beziehungsabbruch führt, hängt oftmals mit der Qualität der Eltern-Kind-Beziehung zusammen. Ein Eskalationsmoment liegt vor allem dann vor, wenn auch außerfamiliäre Sanktionen für rechtsextremes Verhalten der Jugendlichen bspw. durch Schule, Polizei oder Justiz auftreten.