Elterninitiative gegen Rechts
Hilfen für Eltern von rechtsextremistisch orientierten Jugendlichen
Das Konzept der „Elterninitiative gegen Rechts – Hilfen für Eltern von rechtsextremistisch orientierten Jugendlichen“ wurde vom rheinland-pfälzischen Landesamt für Soziales, Jugend und Versorgung – Abteilung Landesjugendamt im Rahmen des Bundesprogramms „entimon“ entwickelt und durchgeführt. Damit wurde auf wiederholte Anfragen von Eltern rechtsextremistisch affiner Jugendlicher reagiert, die den Einstellungen ihrer Kinder meist hilflos gegenüberstanden. Diese Eltern hatten häufig eine längere und erfolglose Suche nach Hilfe hinter sich, denn klassische Aussteigerprogramme wie beispielweise das rheinland-pfälzische Aussteigerprogramm (R)AUSwege waren für solche Probleme nur unzureichend ausgestattet. Hier setzte das Konzept an, um die Eltern durch persönliche Kontakte mit gut ausgebildeten Helfern, den Austausch mit anderen betroffenen Angehörigen und Informationsmöglichkeiten über jugendkulturell begründeten Rechtsextremismus zu unterstützen.
Inhalt
Das Konzept sah vor, Eltern und Angehörigen von rechtsextremistisch orientierten oder gefährdeten Jugendlichen durch eine qualifizierte Beratung am Telefon und vor Ort zu unterstützen. Diese erfolgte vertraulich (auf Wunsch auch anonym), zeitnah und war kostenlos. Die Beratung orientierte sich speziell an den Bedürfnissen der Eltern, typische Themen waren beispielsweise:
Was versteht man unter jugendkulturell verankertem Rechtsextremismus, worin zeigt er sich (Codes, Symbole, Kleidung, Musik)?
Warum wendet sich meine Tochter/ mein Sohn rechtsextremen Gedanken oder Szenen zu?
Wie konnte das passieren / haben wir als Eltern Schuld?
Wie kann ich die Kommunikation mit meinem Sohn / meiner Tochter gestalten bzw. aufrecht erhalten?
Wie soll ich mich in ganz konkreten (Krisen-)Situationen verhalten?
Je nach entsprechender Bereitschaft der Jugendlichen und der Eltern wurden Familiengespräche geführt, moderiert durch die Mitarbeiter/-innen der Elterninitiative. Hierbei konnten Kollegen des Projektes „RÜCKWEGE“ als „Partner“ der Jugendlichen fungieren.Bestand zudem der Wunsch der Eltern nach Austausch mit anderen Betroffenen, stellten die Mitarbeiter/-innen der Elterninitiative entsprechende Kontakte her und begleiteten ggf. entstehende Selbsthilfegruppen.
Gelingensfaktoren
Die Erfahrung zeigte, dass es zentral war, die Beratung sehr stark an den Bedürfnissen der Eltern auszurichten. Zudem musste absolute Vertraulichkeit zugesichert werden können. Da viele der Eltern persönliche Gespräche vor Ort erbaten, war außerdem eine umfassende Mobilität der Berater/-innen unabdingbar.
Lessons Learned
Die größte Herausforderung bestand darin, ein vertrauenswürdiges Beratungsangebot zu kreieren, das trotz oft vorhandener Scham tatsächlich von betroffenen Eltern in Anspruch genommen wurde.
In der Beratung selbst waren die Berater/-innen unbedingt dazu anzuhalten, den Eltern nicht die Schuld zuzuweisen bzw. die Eltern als „Teil des Problemes“ zu behandeln.