Entwicklung und Erprobung eines Materialpakets
Das Projekt wurde vom Anne Frank Zentrum im Rahmen des Bundesprogramms „VIELFALT TUT GUT.“ durchgeführt. Nach wie vor ist Antisemitismus in der deutschen Gesellschaft, sei es unter „herkunftsdeutschen“ Bürgern oder auch denjenigen mit Migrationshintergrund, ein deutlich wahrnehmbares Problem. Auch in der Ausstellungsarbeit war und ist das Anne Frank Zentrum regelmäßig mit antisemitischen Äußerungen, mangelnder Empathiefähigkeit oder Vorurteilen und Halbwahrheiten über Juden konfrontiert. Insbesondere bei migrantischen Jugendlichen verbreiten sich antisemitische Stereotype außerdem über die Kritik am israelischen Staat. Vor diesem Hintergrund bedarf es Konzepte, die sich dieser Problematik stellen und insbesondere die verschiedenen Formen des Antisemitismus im Kontext weiterer Ausgrenzungs- und Diskriminierungserfahrungen betrachten. Hier setzte das Projekt an.
Ablauf
Da bereits einige Materialien zum Umgang mit Antisemitismus existierten, begann das Projekt mit einer kritischen Beschäftigung und Weiterentwicklung dieses Fundus im Rahmen von Seminaren mit sowohl der Zielgruppe, als auch Multiplikator/-innen. Insbesondere ging es darum, diese Materialien für den Schulgebrauch zu testen, anzupassen und pädagogische Begleitmaterialien dazu zu entwickeln. In einem zweiten Teil wurden pädagogische Angebote zur zum Projektzeitpunkt neuen Dauerausstellung des Anne Frank Zentrum entwickelt und erprobt. Darüber hinaus wurde direkt mit den anvisierten Jugendlichen gearbeitet. Dies geschah zum einen in Form von bundesweiten Projektwochen gegen Antisemitismus, zum anderen durch Seminare zum interkulturellen Geschichtslernen, in denen Antisemitismus in Bezug zu anderen Phänomenen gruppenbezogenere Menschenfeindlichkeit behandelt wurde. Schließlich wurde als neue Methode das historisch-politische Lernen mittels Comics beispielhaft anhand des niederländischen Comics „Die Suche“ erprobt.
Gelingensfaktoren
Ein wichtiger Faktor war, die pädagogischen Angebote zum Antisemitismus nicht als sonderpädagogische Maßnahme für migrantische Jugendliche umzusetzen, sondern durch die Arbeit mit heterogenen Schulklassen die deutsche Einwanderungsgesellschaft insgesamt in den Blick zu nehmen. Dadurch wurden weitere systematische Ausgrenzungsproblematiken vermieden, die eine pädagogische Arbeit gegen Ausgrenzung und Diskriminierung schnell unglaubwürdig machen.
Lessons Learned
In den Fällen, in denen die Lehrkräfte nicht in den Prozess der Erstellung der pädagogischen Materialien einbezogen waren, gab es mitunter Vorbehalte und Akzeptanzprobleme für die Anwendung im Unterricht. Daher hat es sich als zentral erwiesen, bei der Materialentwicklung und -erprobung auf eine Einbindung der Lehrkräfte zu achten.