Ferien im Führerbunker
Die neonazistische Kindererziehung der „Heimattreuen Deutschen Jugend (HDJ)“
Die zweite Auflage von Andrea Röpkes Monographie „Ferien im Führerbunker“ gab die Arbeitsstelle Rechtsextremismus und Gewalt (ARUG) im Modellprojekt „Kompetente Konzepte für Demokratie und Toleranz“ im Rahmen des Bundesprogramms „VIELFALT TUT GUT.“ heraus. Trotz einer Fülle von präventiv-pädagogischen Projekten in den letzten Jahrzehnten wird in der schulischen politischen Bildung zu oft auf belehrende Wissensvermittlung gesetzt, die der ihrerseits mit Erlebnisangeboten ködernden rechtsextremen Szene zu wenig entgegensetzen kann. In der schulischen wie außerschulischen politischen Bildungsarbeit ist darüber hinaus die Einbeziehung rechtsextremistisch gefährdeter bzw. orientierter Jugendlicher ein Problem. Gehören sie zur anvisierten Zielgruppe, haben die Angebote zu oft belehrenden, aufklärerischen Charakter, der einen Zugang erschwert. Sind sie nicht die eigentliche Zielgruppe, werden sie meist nur als Störfaktor behandelt. So konnte nur wenig nachhaltige Wirkung im Themenfeld erzielt werden. Mit dem Projekt „Kompetente Konzepte für Demokratie und Toleranz“ setzte die ARUG hier an, um zu einer Verstetigung konzeptionell neuer Ansätze für die Arbeit mit rechtsextremistisch gefährdeten bzw. orientierten Jugendlichen beizutragen. Die Neuauflage der Publikation „Ferien im Führerbunker“ entstand in diesem Kontext.
Inhalt
Die HDJ galt jahrzehntelang als Speerspitze organisierter Erziehung der Kinder rechtextremer Eliten und etablierte sich zur Nachfolgeorganisation der 1994 verbotenen Wiking-Jugend. Ihre pädagogische Arbeit blieb jedoch lange Zeit unbemerkt von der Öffentlichkeit und unterschätzt von Behörden und Entscheidungsträger/-innen. Erst 2008 wurde ein vereinsrechtliches Ermittlungsverfahren eingeleitet, das schlussendlich 2009 mit dem Verbot durch Innenminister Wolfgang Schäuble endete.
Ausgehend von einer historischen Einordnung der HDJ thematisiert Andrea Röpke detailliert Ziele, Strukturen und Aktivitäten der Organisation. Angesprochen werden auch aktuelle nationale und internationale Entwicklungen und die Gefahr von parallelgesellschaftlichen Entwicklungen der Neonazi-Szene. Das Buch schließt mit einem Interview mit Reinhard Koch, dem Leiter der ARUG in Braunschweig.
Verwendung als Impuls- / Begleitmaterial
Die HDJ wurde jahrelang als „interne Angelegenheit der Neonazi-Szene“ heruntergespielt. Ihre Außenwirkung wurde unterschätzt, obwohl die Kinder der Neonazi-Eltern als die Führer von morgen erzogen werden. Die Broschüre bietet einen Einblick in diese Parallelgesellschaft, sensibilisiert und dient als aufklärerischer Impuls für Polizei, Jugendämter aber auch die Zivilgesellschaft, sich frühzeitig mit der Gefahr auseinanderzusetzen, um rechtsextreme Tendenzen vor der eigenen Haustür rechtzeitig zu erkennen und aktiv werden zu können sowie sich im Vorfeld für wirkungsvolle Präventionsarbeit bei Kindern und Jugendlichen zu engagieren.