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Für die Zukunft lernen

Das Projekt „Für die Zukunft lernen“ wird seit 1992 jährlich vom Verein „Für die Zukunft lernen – Verein zur Erhaltung der Kinderbaracke Auschwitz-Birkenau e.V.“ durchgeführt. Es wurde vom Christophorus-Jugendwerk, einem Heim für sozial benachteiligte männliche Jugendliche, gemeinsam mit der Katholischen Hochschule Freiburg entwickelt. Ausgangspunkt war der Wunsch, sich vor dem Hintergrund der fremdenfeindlichen Ausschreitungen in der BRD in den frühen 1990er Jahren, effektiv mit rechtsextrem orientierten Jugendlichen im Heim auseinanderzusetzen. Inzwischen können an dem Projekt auch Jugendlichen aus anderen Bundesländern teilnehmen, außerdem richtet es sich an Studierende der KH Freiburg mit Interesse an Gedenkstättenpädagogik.

_(Ablauf)_

Die insgesamt 10-tägige Projektfahrt nach Auschwitz umfasst vielfältige Bausteine, die je nach Projektverlauf und Gruppe variiert werden können. Grundsätzlich sind zentrale Elemente:

  • Eine Führung durch die beiden Lager, das sogenannte Stammlager Auschwitz I und das eigentliche Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau. Dabei muss darauf geachtet werden, dass die detailgenauen Führungen die Aufmerksamkeitsspanne der Jugendlichen nicht überfordern. Bei Bedarf werden vom Projektleitungsteam daher abgekürzte Führungen angeboten.
  • Kleingruppenarbeit in der Gedenkstätte, um einzelnen Interessen nachgehen zu können und/oder bestimmte Themen zu vertiefen.
  • Freiwilliges, aber gewünschtes Element des Projektes ist die Mitarbeit der Teilnehmer/-innen am Erhalt der Gedenkstätte. Der Sinn liegt insbesondere darin, die Gedenkstätte durch die körperliche Arbeit auf einer anderen Ebene für die Jugendlichen erfahrbar zu machen. So hinterlässt sie meist einen tieferen Eindruck, stellt persönliche Bezüge zum Ort her und bietet zugleich Gelegenheit, Gesehenes und die dadurch hervorgerufene emotionale Betroffenheit durch persönliches Engagement zu verarbeiten.
  • Zeitzeugengespräche mit Holocaust-Überlebenden sind ein weiterer wichtiger Baustein des Projektes. Sie können die historischen Geschehnisse personalisieren und für die Jugendlichen greifbarer machen.
  • Eine tägliche Nachbereitung der Eindrücke und Erlebnisse ist ebenfalls zentral für das Projekt. Diese erfolgt bei den Führungen und Zeitzeugengespräche häufig mittels der Methode der Sozialen Gruppenarbeit, aber auch durch kreative Verfahren u. ä.
  • Die Projektfahrt endet mit einer von den Jugendlichen mitgestalteten Gedenkfeier in der Kinderbaracke Auschwitz-Birkenau.
  • In der Regel wird zudem gemeinsam mit den Teilnehmer/-innen eine Projektdokumentation erstellt, in Form von schriftlichen Beiträgen oder auch filmischen Eindrücken.

Die Fahrt nach Auschwitz wird grundsätzlich vom Projektteam im Kreise der mitreisenden Betreuer und Studierenden mit je einem Treffen vor- und nachbereitet. Die Vorbereitung der Jugendlichen auf die Fahrt erfolgt durch die beteiligten Institutionen.

_(Gelingensfaktoren)_

Um den unterschiedlichen Bedürfnissen verschieden zusammengesetzter Gruppen Genüge zu leisten, ist es wichtig für eine gelungene Projektfahrt, die Tagesgestaltung vor Ort in der Gedenkstätte flexibel zu handhaben. Abgesehen von den zeitlich fixen Terminen der Gedenkstättenführungen und Zeitzeugengespräche kann jede Gruppe ihr Tagesprogramm individuell anpassen, einigen Bausteinen mehr Raum, anderen weniger einräumen. Der Plan für den nächsten Tag wird stets am Abend zuvor in der ganzen Gruppe besprochen und festgelegt.
Daneben ist es gerade angesichts der Hauptzielgruppe des Projektes wichtig, neben der Gedenkstättenarbeit eine Freizeitgestaltung jenseits der Themen Holocaust und Nationalsozialismus zur Erholung, Abwechslung und Zerstreuung (z. B. Besichtigung Krakau) zu ermöglichen, um die Jugendlichen nicht zu überfordern.
Schließlich hat es sich bewährt, die Gruppe in der internationalen Begegnungsstätte Auschwitz wenige Kilometer von Auschwitz-Birkenau entfernt unterzubringen, da sie viele Möglichkeiten zu einer Vertiefung der Kenntnisse zum Thema Holocaust bietet und die Jugendlichen hier auf Gleichaltrige treffen, die sich ebenfalls mit den Themen Holocaust und NS beschäftigen.

_(Lessons Learned)_

Im Laufe des Projektes wurden erfahrungsbasiert folgende Rahmenbedingungen entwickelt. Zentral ist:

  1. die Freiwilligkeit der Teilnahme (nicht aufgrund jugendrichterlichen Auflagen etc.);
  2. eine sorgfältige Teilnehmerauswahl, die insbesondere eine mögliche Überforderung von Jugendlichen durch eine Teilnahme berücksichtigt;
  3. eine verbindliche Vereinbarung mit den Jugendlichen über die Teilnahme an den Führungen und dem Zeitzeugengespräch zur Teilnahmevoraussetzung zu machen;
  4. die Freiwilligkeit der Erhaltungsarbeiten an der Gedenkstätte, obwohl eine Beteiligung daran den Jugendlichen gegenüber zugleich als erwünscht dargestellt werden sollte;
  5. das Verbot von rechtsextremer Kleidung und Alkohol, da in der Gedenkstätte Respekt vor den Toten gewahrt werden sollte;
  6. ein nur kleiner Anteil rechtsextrem orientierter Jugendlicher innerhalb der Gruppe, um negative Gruppendynamiken zu vermeiden;
  7. eine Integrierung von Jugendlichen aus „normalen Verhältnissen“ zusätzlich zu den sozial benachteiligten und rechtsextrem orientierten, um positive peer-to-peer-Effekte zu erzielen;
  8. die Betreuung aller mitreisenden Jugendlichen durch eine ihnen bekannte Bezugsperson, da dies sowohl die Möglichkeiten der sozialen Disziplinierung erweitert, als auch dafür sorgt, dass die Auseinandersetzung mit den während des Projektes gemachten Erlebnissen nach Projektende noch weiter gehen kann;
  9. eine Gruppengröße von maximal 20 Teilnehmer/-innen, um das Leitungsteam nicht zu überfordern und ausreichende Ruhe für eine effektive Auseinandersetzung vor Ort zu gewährleisten;
  10. ein Verhältnis von Betreuer zu Jugendlichen von 2:3, wovon mindestens ein Betreuer bereits Erfahrung in Auschwitz haben sollte, damit keine Überforderung entsteht.

Projekt: Für die Zukunft lernen

Ziel: Bereitstellung eines politischen Bildungsangebots für insbesondere sozial benachteiligte und rechtsextrem orientierte Jugendliche, die mit kognitiven Angeboten nur unzureichend erreicht werden können, mittels eines gedenkstättenpädagogischen Ansatzes

Zielgruppe: Sozial benachteiligte und rechtextrem orientierte Jugendliche ab 16 Jahren; Jugendliche ab 16 Jahren; Studierende der KH Freiburg mit Interesse an Gedenkstättenpädagogik

Laufzeit: seit 1992

Kooperationspartner: Christophorus-Jugendwerk Oberrimsingen; Katholische Hochschule Freiburg; Jugend- und Sozialwerk Region Rostock gGmbH

Ansprechpartner:

„Für die Zukunft lernen – Verein zur Erhaltung der Kinderbaracke Auschwitz-Birkenau e.V. „
Christophorus Jugendwerk
79206 Breisach
www.fuer-die-zukunft-lernen.de
info@Fuer-die-Zukunft-lernen.de
Tel: 0 76 64 / 40 90
Fax: 0 76 64 / 40 92 99