Jugend Macht mit!
Das Projekt wurde als Einzelprojekt des Lokalen Aktionsplans (LAP) Oberhavel im Rahmen des Bundesprogramms TOLERANZ FÖRDERN – KOMPETENZ STÄRKEN umgesetzt. Hintergrund war, dass viele, vor allem jüngere Menschen durch die bestehenden Angebote zur demokratischen Partizipation im Landkreis nicht oder nur schlecht erreicht werden konnten. Daher sollten neue Wege der Ansprache dieser Zielgruppe gefunden und kreative Möglichkeiten zur Partizipation eröffnet werden. Hierzu ist das Projekt „Jugend Macht mit!“ ein Baustein.
Ablauf
Die Bildungsreise wurde bereits vorab in verschiedenen Jugendeinrichtungen im Landkreis vorbereitet. Die Sozialarbeiter/-innen in den jeweiligen Einrichtungen beschäftigten sich mit den Jugendlichen schon vor Ort mit den jeweiligen Themen. Die Jugendlichen konnten vorab selbst entscheiden, an welchen Workshops sie teilnehmen möchten. So wurde sichergestellt, dass die Themen nicht isoliert zum Alltag der Jugendlichen stehen.
Bei der Bildungsreise kommt eine große Zahl von Jugendlichen aus verschiedenen Einrichtungen des Landkreises zusammen. In einer Jugendbildungsstätte setzen sie sich in Workshops mit Jugendkultur auseinander. Hierzu zählt neben einem HipHop oder einem Graffiti-Workshop auch ein Workshop explizit zu rechtsextremer Musik. Ziel war es, die Jugendliche zu kreativem und kritischem Medienkonsum anzuregen und aufzuzeigen, wo Jugendkulturen durch rechtsextreme Inhalte unterwandert werden und wie diese als solche erkennbar sind. Wichtig war ebenso, das Aufzeigen von rechtextremen Inhalten und deren Aussagen.
Die Bildungsreise wurde in einem durch die Jugendlichen selbst erarbeiteten Film dokumentiert, der im Anschluss in verschiedenen Jugendeinrichtungen und in den politischen Gremien des Landkreises präsentiert wurde. Dies erhöhte die Akzeptanz und den Bekanntheitsgrad der Jugendarbeit im Landkreis.
Gelingensfaktoren
Fördernd war, dass das Projekt nicht schulgebunden, sondern ein Projekt der offenen Jugendarbeit war und die Jugendlichen sich dementsprechend, leistungsunabhängig ihren eigenen Interessen widmen konnten. Die Vorbereitung in den Jugendclubs war hilfreich, damit die Jugendlichen die Bildungsreise mit großem eigenen Interesse und intensiver Vorbereitung antreten konnten. Besonders günstig war zudem, dass die Jugendlichen keinen finanziellen Beitrag für das Wochenende leisten mussten. Deswegen konnten auch so viele Jugendliche aus bildungsfernen Milieus erreicht werden, die sonst geringere Möglichkeiten haben, an Freizeitaktivitäten jeglicher Form teil zu nehmen. Förderlich für die Identifikation mit dem Projekt war beispielsweise, dass die Jugendlichen mit T-Shirts ausgestattet wurden, auf denen das Motto des Projekts gedruckt wurde. Auch dies haben die Jugendlichen vorher selbst realisiert.
Lessons Learned
Es war schwierig, gerade die tendenziell eher rechtsextrem gefährdeten oder orientierten Jugendlichen für die Auseinandersetzung mit Rechtsextremismus zu gewinnen. Die Workshops, die als Thema rechtsextreme Musik, Gewalt und Vorurteile schon im Titel trugen, wurden von eher politisch bewussten Jugendlichen besucht, die sich schon vorab gegen Rechtsextremismus positionierten. Die jüngeren, sich als unpolitisch empfindenden Jugendlichen oder Jugendliche, die selbst für rechtsextreme Einstellungsmerkmale anfällig waren, wählten die scheinbar unverfänglicheren Workshops. Die Teamer des Archivs der Jugendkulturen arbeiten aber auch hier die politische Dimension heraus. Somit konnte gerade auch in Workshops zu Hiphop/Rap oder Graffiti mit den Jugendlichen zum Thema Gewalt und Rechtsextremismus gearbeitet werden.
Prinzipiell hat sich gezeigt, dass ein Wochenendworkshop als Teil der längerfristigen Auseinandersetzung mit den Jugendlichen in den lokalen Jugendeinrichtungen eine wichtige Ergänzung sein kann.