Pädagogische Auseinandersetzung mit TäterInnen des NS
Das Projekt wurde von HATiKVA e.V. im Rahmen des Bundesprogramms „VIELFALT TUT GUT.“ durchgeführt. Ausgangspunkt war die Beobachtung, dass sich Jugendliche zunehmend weniger für die Opfer des Holocaust, sondern vielmehr für die Täter/-innen interessieren und sich auch mit diesen identifizieren. Obwohl die historischen Geschehnisse des Holocaust anerkannt und abgelehnt werden, erscheinen sie doch aus Sicht der Jugendlichen häufig unbeeinflussbar für den Einzelnen. Hier setzte das Projekt an, um einer latenten Normverschiebung weg von der Opferempathie hin zu einer Täter/-innen-Entlastung entgegenzuwirken.
Ablauf
Im Rahmen einer Kooperation mit der TU Dresden und der Stiftung Sächsische Gedenkstätten wurden zunächst geeignete Täter/-innen-Biografien ausgewählt sowie zugehörige Quellen identifiziert, dokumentiert und kontextualisiert. Passend dazu wurde ein pädagogisches Konzept erarbeitet und in mehreren Schulen und bei Trägern der Jugendarbeit getestet. Darauf aufbauend wurde eine DVD-Handreichung für den Gebrauch in der schulischen und außerschulischen politischen Bildungsarbeit entwickelt. Zweck der Handreichung ist, Jugendliche mittels selbständigen Quellenanalysen über Täter/-innen im Nationalsozialismus zur kritischen Reflexion über mögliche Täter/-innen-Empathie anzuregen, indem sie dafür sensibilisiert werden, dass es auch zur Zeit des Dritten Reiches durchaus Handlungsspielräume für die Einzelnen gab.
Gelingensfaktoren
Zentral für das Gelingen des Projektes war die Kooperation mit verschiedenen fachlichen Stellen, um eine geeignete und fundierte lokale Quellenbasis zu erstellen.
Darüber hinaus war die Einbeziehung von Multiplikator/-innen aus der Schul- und Jugendarbeitspraxis unerlässlich, um die Handreichung zielgruppengerecht zu entwickeln.
Lessons Learned
Eine Herausforderung lag darin, eine Handreichung zu erstellen, mit der eine Täter/-innen-Empathie effektiv pädagogisch bearbeitet werden kann und die zugleich für einzelne Lehrer/-innen und Pädagog/-innen handhabbar und einsetzbar ist. Hier spielten Rückmeldungen vonseiten der ins Projekt einbezogene Multiplikator/-innen eine wichtige Rolle, die dazu führten, dass sich die Handreichung an kleinschrittigen und lehrplankompatiblen Einheiten orientiert, die in den normalen Unterricht eingebaut werden können, und nicht wie ursprünglich geplant verstärkt auf ganze Projekttage setzt.