Rechte Jugendcliquen – Zwischen Unauffälligkeit und Provokation
Eine empirische Studie
_(Inhalt)_
Die Untersuchung baut als so genannte Replikationsstudie auf der Hessenstudie von 1999 auf. Ziel dabei ist, Veränderungen und Entwicklungen aufzuzeigen. Ein zentrales Interesse gilt der Frage, ob rechtsextreme Jugendcliquen ein vorübergehendes oder ein sich verstetigendes Phänomen sind. Dazu wurden hauptamtliche Mitarbeiter/-innen der Jugendpflege befragt. Die Studie wurde durch die Philipps-Universität Marburg durchgeführt und durch die Hessische Landeszentrale für politische Bildung (HLZ) und kommunale Spitzenverbände finanziert.
Der Studie vorangestellt sind zentrale Erkenntnisse aus der vorliegenden Forschung zu jugendlichem Rechtsextremismus und rechtsextremer Jugendkultur. Dabei werden vier zentrale Dimensionen aufgezeigt:
Darüber hinaus bietet sie Informationen zu kommunalen Wahlergebnissen der NPD sowie der Republikaner, zu rechtsextremen Zusammenschlüssen in Hessen sowie zu rechtsextremen Musikveranstaltungen, Kundgebungen, Sonnenwend- und „Führer-Geburtstagsfeiern“ in den Jahren 2005 und 2006.
Die Studie ist zweigeteilt. In einem ersten Abschnitt wird das Vorhandensein rechtsextremer Jugendcliquen in Hessen beleuchtet. Es werden deren Altersstruktur und soziale Zusammensetzung ebenso wie die Präsenz und Aktivitäten im öffentlichen Raum aufgezeigt. Veränderungen alter Cliquen und das Entstehen neuer Cliquen sowie Entwicklungen in der Geschichte der einzelnen Clique sind ein weiteres Thema. Welche Treffpunkte gibt es im Öffentlichen wie Privaten, wie sind die Cliquen untereinander oder auch in die rechtsextreme Szene vernetzt und welche Erfahrungen gibt es mit Konflikten und Gewalt sind weitere Fragestellungen.
In einem zweiten Abschnitt gilt das Interesse den politischen wie pädagogischen Reaktionen auf das Vorhandensein rechtsextremer Jugendcliquen in den jeweiligen Landkreisen und Kommunen. Dabei reicht die beobachtete Bannbreite von Verharmlosung und Bagatellisierung über Unsicherheit im Umgang bis hin zu gezielter öffentlicher Thematisierung. In der pädagogischen Auseinandersetzung mit diesen Jugendlichen werden verschiedene Ansätze beschrieben. Neben Alltagsgesprächen im Rahmen der offenen Jugendarbeit sind die gezielte Ansprache der Jugendlichen für eine pädagogische Beziehungsarbeit oder thematische Veranstaltungen und Seminare üblich. Hier untersucht die Studie auch, wie das Thema Rechtsextremismus mit den Jugendlichen angegangen wird. Zudem wird beleuchtet, wie sich Vernetzung und Kooperation mit anderen Akteuren im Sozialraum der Jugendlichen gestaltet und welche Unterstützungsbedarfe noch gesehen werden.
Im Fazit werden auch unter Bezugnahme auf andere vorliegende Studien zur Rechtsextremismus- bzw. Jugendforschung Folgerungen für die politische wie pädagogische Praxis formuliert. Dabei wird festgestellt, dass rechtsextreme Jugendcliquen kein einmaliges, temporäres Phänomen sind, sondern es Verstetigungstendenzen gibt. Zwar habe die Bereitschaft kommunaler Akteuren, das Thema öffentlich aufzugreifen, zugenommen. Handlungsbedarf wird aber vor allem in der Qualifizierung und Verstetigung der Jugendarbeit mit den Zielgruppen gesehen.