WertICH groß
Förderung der Konfliktfähigkeit durch starke Persönlichkeit und Identität
Das Modellprojekt „WertICH groß“ beabsichtigt im geplanten Projektzeitraum die Entwicklung und Erprobung präventiver Ansätze zur Identitätsbildung und Werteerziehung im Umgang mit von Radikalisierung bedrohten jungen Menschen in ländlich geprägten, konfliktbelasteten Sozialräumen in Mecklenburg-Vorpommern.
Junge Menschen in den Übergängen sowohl von der Kindheit zur Jugend als auch von der Grund- zu weiterführenden Schulen sollen dabei befähigt werden, verschiedene Identitäten und Wertvorstellungen zu akzeptieren sowie widerstandsfähiger gegenüber radikalisierenden Angeboten zu sein.
Die von den Kindern und Jugendlichen im Rahmen von Peer-Education-Maßnahmen erworbenen bzw. erweiterten Fähigkeiten lassen sie zu Multiplikator_innen für die Themen „Identität“ und „Werte“ werden. Von ihrer gesteigerten Sensibilität für Prozesse im Rahmen der Identitätsentwicklung und Wertebildung können auch andere Kinder und Jugendliche profitieren.
Weiterhin werden pädagogische Fachkräfte, Eltern und andere Angehörige unterstützt, ihren Beitrag in der Identitätsentwicklung zu leisten.
Am Ende des Projektes steht ein erprobtes Konzept, mit dem die Themen „Identität“ und „Werte“ in Regelstrukturen zur Persönlichkeitsbildung und Radikalisierungsprävention genutzt werden können.
Ablauf
In der Vorbereitungsphase werden sowohl erste Konzepte zur Arbeit mit den sich in einer Umbruchphase befindenden Kindern und Jugendlichen als auch Situations- und Bedarfsanalysen und Materialien der Öffentlichkeitsarbeit erstellt. Zu diesem Zweck wird eine enge Zusammenarbeit mit in der Region und im Netzwerk bedeutenden Kooperationspartner_innen eingegangen.
Nach dem Kontaktaufbau mit den Schulen beginnt im Schuljahr 2015/2016 die Durchführungsphase A des Projektes mit der Klassenstufe 4 aus mindestens sechs Grundschulen der Städte Teterow, Malchin, Krakow am See und Umgebung. Nach drei Jahren endet diese Durchführungsphase mit einem Initiationsevent, das den Übertritt vom Kind zu Jugendlichen bzw. in eine neue Lebensphase markiert. Dieser Höhepunkt der Erfahrung der Kinder sieht das Einnehmen von neuen Identitätsattributen vor und muss als methodisches Neuland erprobt werden.
Die Durchführungsphase B wird nach ähnlichem Prinzip im Schuljahr 2016/2017 mit Kindern der 6. Klasse begonnen und nach einer dreijährigen Laufzeit in der 8. Klasse enden.
In beiden Durchführungsphasen wird in Workshops unter Anwendung von Methoden des selbstgesteuerten Lernens ein Beitrag zur Persönlichkeitsstärkung der (freiwillig teilnehmenden) Kinder und Jugendlichen geleistet. Diese werden in Seminaren, AGs, Online-Gruppen im Sinne des Inklusionskonzeptes nicht länger über ihre Defizite definiert, sondern über ihre Möglichkeiten angesprochen. Weiterhin werden interessierte Teilnehmer_innen mit Peer-Education vertraut gemacht, die sie befähigen soll, auf Gleichaltrige zu wirken und zur Radikalisierungsprävention beizutragen.
Die im Laufe der Workshops gewonnenen Erfahrungen werden in der Auswertungsphase mit den involvierten pädagogischen Fachkräften reflektiert, evaluiert und aufgearbeitet, um dann in die Weiterentwicklung und Veröffentlichung eines Konzeptes zu münden, das in Regelstrukturen Anwendung finden soll.
Gelingensfaktoren
Es hat sich als erfolgsbringend herausgestellt, zu Beginn genau die Themen zu besetzen, die den Teilnehmenden bekannt sind. „Demokratische Werte“ und „Werte“ an sich sind Begrifflichkeiten, die im alltäglichen Sprachgebrauch bei jungen Menschen nicht auftauchen. Deshalb wurden sie zuerst in Verbindung mit den bekannten Beziehungsformen (Familie und Freundschaft) diskutiert und dann auf die gesellschaftliche Ebene übertragen.
Wichtig ist ebenfalls, die Teilnehmenden mit ihren Meinungen und Ängsten ernst zu nehmen, aber dass die Projektmitarbeitenden trotzdem eine klare Haltung zeigen. Junge Menschen benötigen ein authentisches Gegenüber, auch wenn sie mit der Person nicht einer Meinung sind.
Zudem konnte durch die relativ lange Zusammenarbeit wirklich kleinteilig gearbeitet werden. Bei Ein-Tages-Veranstaltungen wird häufig (fälschlicherweise) Wissen bei den Teilnehmenden vorausgesetzt, um Themen in kurzer Zeit bearbeiten zu können.
Lessons Learned
Das Projekt begann die Zusammenarbeit mit Kindern in der 4. Klasse. Dies ist im Vergleich zu anderen Projekten im gleichen Themenbereich sehr früh. Dennoch muss noch früher mit der Demokratieerziehung und Radikalisierungsprävention angefangen werden. Je jünger die Teilnehmenden sind desto offener wurden sie wahrgenommen, offener dem Projekt, den Inhalten und Methoden sowie den Projektmitarbeitenden gegenüber.