Zivilgesellschaft stärken. Handlungsstrategien gegen Rechtsextremismus im strukturschwachen ländlichen Raum
Das Modellprojekt „Zivilgesellschaft stärken. Handlungsstrategien gegen Rechtsextremismus im strukturschwachen ländlichen Raum“ führte das Bundesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement (bbe) in Kooperation mit der Akademie für Sozialpädagogik und Sozialarbeit e. V. im Rahmen des Bundesprogramms „kompetent. für Demokratie“ durch. In ländlichen Räumen sind durch den demografischen und wirtschaftlichen Wandel in den letzten Jahrzehnten große Herausforderungen zu bewältigen. Viele dortige Regionen sind von hoher Arbeitslosigkeit, Abwanderung junger und qualifizierter Menschen sowie mangelnder Infrastruktur betroffen. Die Einflussnahme rechtsextremer Akteure auf lokale Belange erscheint hier besonders erfolgversprechend, woraus die Gefahr einer schleichenden Normalisierung rechtsextremer Einstellungen und Aktivitäten ensteht. Zugleich zeigte die Erfahrung, dass in manchen kleinen und ländlichen Gemeinden die externen Beratungsangebote zum Umgang mit Rechtsextremismus nur zurückhaltend angenommen wurden. Hier setzte das Projekt „Zivilgesellschaft stärken“ mit der Idee an, die Gemeinden und Orte von innen heraus zu stärken, um zunächst vor Ort Problembewusstsein und Handlungsbereitschaft zu schaffen. Im Projekt wurden praxisnahe Handlungsempfehlungen zum Umgang mit Rechtsextremismus vor Ort für kommunale und zivilgesellschaftliche Akteure in ländlichen Gemeinden entwickelt, die sie selbstgesteuert und bedarfsorientiert für die eigenen, konkreten Handlungsansätze nutzen konnten.
Ablauf
Die Landkreise Uecker-Randow (Mecklenburg-Vorpommern), Kyffhäuserkreis (Thüringen), Schaumburg (Niedersachsen) und der Altmarkkreis Salzwedel (Sachsen-Anhalt) wurden als Modellregionen für die Analyse ausgewählt, weil es sich bei ihnen um größtenteils strukturschwache ländliche Regionen handelt, in denen sowohl rechtsextreme Aktivitäten als auch zivilgesellschaftliche Strukturen gegen Rechtsextremismus beobachtbar sind. Zunächst wurde das Nexus Institut für Kooperationsmanagement und interdisziplinäre Forschung mit einer Sekundäranalyse beauftragt, die auf Grundlage bestehender Studien und Evaluationen ermitteln sollte, welche Handlungsstrategien gegen Rechtsextremismus in den Landkreisen Uecker-Randow, Kyffhäuserkreis und Schaumburg bestehen und welchen Erfolg sie haben. Die Ergebnisse der Sekundäranalyse wurden mit einem Projektbeirat aus Experten der Wissenschaft, aus Verbänden und der Praxis gegen Rechtsextremismus sowie im Rahmen von Workshops mit Akteuren aus der praktischen Arbeit beraten und diskutiert. Ergänzend dazu führte die Akademie für Sozialarbeit und Sozialpädagogik e. V. eine qualitative Fallstudie im Altmarkkreis Salzwedel durch. Auf Grundlage dieser Forschungen sowie der Workshop- und Beiratstagungen konnten im intensiven Erfahrungsaustausch kommunaler Akteure Handlungsempfehlungen für die kommunale und zivilgesellschaftliche Praxis erarbeitet und publiziert werden.
Gelingensfaktoren
Durch die Einbeziehung des Deutschen Städte- und Gemeindebundes DStGB in die Abschlussphase und die Informationsweitergabe wurde ein sehr konkreter Zugangsweg für die Handlungsempfehlungen in die Ebene der kommunalen Entscheidungsträger eröffnet, die in vergleichbaren Projekt- und Beratungsansätzen eher wenig berücksichtigt wurde.
Lessons Learned
Die Handlungsempfehlungen wurden zum Abschluss des Projektes in einem Fachkongress mit zahlreichen Praktikern der kommunalen Ebene diskutiert. Hier wurde zwar ein großer Bedarf an Erfahrungsaustausch deutlich, der jedoch durch das Projektende nicht weiterverfolgt werden konnte. Die Handlungsempfehlungen in einer Druckauflage von 1.000 Exemplaren waren in kurzer Zeit vergriffen und stehen seither nur als pdf-Version zum Download zur Verfügung. Da die Handlungsempfehlungen auf zahlreichen Praxisbeispielen beruhen, wäre eine aktualisierende Fortschreibung erforderlich.